In „Ohne dich“ mit Katja Riemann und Charly Hübner übernimmt Stuttgart eine Hauptrolle. Der Episodenfilm über drei Spielarten der Liebe zeigt sehr unterschiedliche Facetten der Schwabenmetropole. Anfang September kommt er in die Kinos.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Stuttgart - Alles beginnt mit einer rüden Sexszene im Karussell auf dem Killesberg. Später schweift der Kamerablick hinüber zum Rand des Talkessels, in dem funkelnd das nächtliche Stuttgart liegt. In „Ohne dich“ mit Katja Riemann und Charly Hübner übernimmt die Schwabenmetropole eine Nebenrolle. Der Episodenfilm über drei Spielarten der Liebe ist von ein paar Szenen in Kirchheim/Teck abgesehen komplett in Stuttgart gedreht worden.

 

Der ortskundige Zuschauer wird nicht bloß den Killesberg wiedererkennen, sondern auch die Waggons am Nordbahnhof, die Galerie Eigenart, das Breuninger-Kaufhaus, das Katharinenhospital, die Heilbronnerstraße, das Krankenhaus Bad Cannstatt, den Flughafen und vor allem die unverwüstliche Gaststätte Lehen im gleichnamigen Viertel in der gleichlautenden Straße und den Schlossplatz sowieso.

Stuttgart als perfekte Filmkulisse

Die Handlung ist nicht auf Stuttgart zugeschnitten, sie könnte in jeder beliebigen Großstadt spielen, sagt der Regisseur und Drehbuchautor Alexandre Powelz. Erzählt werden drei Liebesgeschichten, die lose miteinander verwoben sind. Das lang vertraute Paar Marcel (Charly Hübner) und Rosa (Katja Riemann) nimmt Abschied voneinander. Rosa ist todkrank und hat nicht mehr lange zu leben. Motte (Helen Woigk) jobbt im Lehen, lebt in der Wagenburg und erwartet ein Baby von einem schwulen Freund (Arne Gottschling), das sie nicht will. Die Putzfrau Layla (Meral Perin) hat sich in einen Kunden verliebt (Bijan Zamani), der sie nach einer gemeinsamen Affäre abserviert.

Regisseur Powelz selbst lebt in Berlin und war nie zuvor in Stuttgart gewesen. „Aber ich war schnell begeistert von der Architektur, von den topografischen Begebenheiten. Man sieht in Stuttgart immer so viele Ebenen zugleich, das ist wie gemacht für den filmischen Blick.“ Die lokalen Besonderheiten wollte der Regisseur verarbeiten. Die Handlung ist zwar ortsneutral gestrickt, aber der fertige Film sollte klar verortet sein, sagt Powelz.

Dabei war ihm wichtig, nicht die üblichen Postkartenmotive im Film zu drapieren, sondern den Charakter der Stadt widerzuspiegeln. Und wo doch ein Postkartenmotiv auftaucht, da zeigt es der Film aus ungewohnter Perspektive: Den Schlossplatz aus dem Blickwinkel einer jungen Frau, die nächtens in einem der Brunnen dort badet.

Fördergelter locken Filmemacher

„Mir war sofort die Dichte dieser Stadt aufgefallen. Die verschiedenen Schichten und Kulturen leben ganz nah beieinander. In Berlin gibt es das alles auch, aber es verteilt sich mehr, alles ist weitläufiger. Das Haus an der Alten Weinsteige in teurer Halbhöhenlage zum Beispiel, wo Rosa und Marcel wohnen, ist nicht weit entfernt vom Nordbahnhofsgelände. Für mich war Stuttgart eine Entdeckung.“

Aber nicht allein die betörende Schönheit der Schwabenmetropole hat Powelz und sein Team hergelockt. Dank der sprudelnden Filmfördermittel der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg zieht es immer häufiger Filmschaffende in die Landeshauptstadt. „In diesem Jahr ist es deutlich mehr geworden“, sagt Petra Hilt-Hägele, die bei der Film Commission Region Stuttgart Filmproduktionen betreut. Heute könne es sich kaum eine Produktionsfirma leisten, ohne Fördermittel zu drehen. Auch als Serienstandort mache sich Stuttgart gut, wie „Soko“, „Dr. Klein“ und „Die Kirche bleibt im Dorf“ zeigten.

Die Stadt biete zudem den Vorzug, noch unverbraucht zu sein, sagt Petra Hilt-Hägele. In Großstädten wie Berlin, Hamburg, Köln oder München reagierten Anwohner schon genervt, wenn wieder ein Filmteam anrücke. Das sei in Stuttgart, wo im Juni vergangenen Jahres 24 Tage lang gedreht wurde, überhaupt nicht der Fall gewesen, versichert Zakar Istepanian vom Stuttgarter Filmverleihfirma Camino, der „Ohne Dich“ in die Kinos bringt. „Ich glaube eher, dass die Stuttgarter ihre Stadt sogar sehr gerne zeigen.“ Ab 4. September kann man überall in Deutschland dieses Stuttgart betrachten, dann kommt der Film ins Kino. Die Premiere ist zwei Tage vorher angesetzt, am 2. September, im Atelier am Bollwerk. Alexandre Powelz und Katja Riemann haben ihr Kommen zugesagt.