Viel hätte man machen können aus Wilhelm Hauffs Schwarzwald-Märchen „Das kalte Herz“, denn es lässt Spielraum für Interpretationen – doch die erste Neuverfilmung seit 1950 ist ein historisierendes, typisch deutsches TV-Kostüm-Märchen geworden.

Stuttgart - Man hätte Johannes Naber, Absolvent der Ludwigsburger Filmakademie, eine zeitgemäße Interpretation von Wilhelm Hauffs Schwarzwald-Drama „Das kalte Herz“ zugetraut. Sein „Zeit der Kannibalen“ über zynische Unternehmensberater ist ein Lichtblick; gedreht hat er nun aber ein historisierendes TV-Kostümmärchen mit hölzernen Dialogen.

 

Der Köhlersohn Peter Munk verkauft sein Herz an den dämonischen Holländer-Michel, bekommt Geld und Macht, verliert aber seine Menschlichkeit. „Star Wars“, „Der Herr der Ringe“, „Harry Potter“: Gegen Epen, in denen die dunkle Seite der Macht ganze Welten bedroht, wirkt das Klein-Klein in der Provinz geradezu putzig.

Was die Tricks angeht, waren die Tschechen in den 70ern schon weiter

Frederick Lau zeigt als Peter Munk den halb geöffneten Mund eines Dorfdeppen und später die tiefen Stirnfalten eines Despoten. Henriette Confurius als aufmüpfige Glasmachertochter tut so, als könnte diese den tumben Köhler lieben. Moritz Bleibtreu als Holländer-Michel guckt böse, entfaltet aber keine Aura. Und was die Tricks angeht, waren die Tschechen in den 70ern schon weiter („Aschenbrödel“, „Pan Tau“).

Das Glasmännlein ist hier ein Waldgeist, der vor Raubbau warnt – aber weit entfernt von der Tiefe etwa in Hayao Miyazakis ähnlich gelagertem Trick-Meisterwerk „Prinzessin Mononoke“ (1999). Verloren geht Hauffs Magier, der aufbraust, straft und läutert, genau wie der Schatzhauser-Vers, mit dem Sonntagskinder ihn rufen können. Was bleibt? Eine weitere vertane Chance in der TV-dominierten Kinolandschaft.