Anfangs hat sich das Kino die umsatzstärksten Helden der Comicwelt geschnappt, die X-Men etwa. Nun kommen obskure Nebenfiguren des Marvel-Universums auf die Leinwand – und das wird unerwartet lustig.

Stuttgart - „Bäng, vromms, kawumm!“ Kaum ein Comic kommt ohne Lautmalerei aus. So witzig diese Spielereien sind, echte Geräusche können sie nicht ersetzen. Für das Kino ist diese unerwiderte Liebe des Comics zum Krach ein Glücksfall: mit grandiosen Toneffekten lockt es Leser, die nun endlich Zuschauer werden dürfen. Aber eine gelungene Comicverfilmung braucht mehr als Scheppersinfonien. Einen guten Stoff zum Beispiel.

 

Der Verlag Marvel liefert derzeit die meisten Vorlagen. Spider-Man, die X-Men und die Avengers etwa haben ihre Heftkarrieren auf die Leinwand umgewuchtet. Der Regisseur James Gunn („Slither“) schnappt sich für „Guardians of the Galaxy“ aber keine Superhelden der A-Liga. Seine Figuren sind kaum bekannte Randgestalten des Comicreichs.

Vertrauenswürdig geht anders

Der Galaxienbummler Peter Quill (Chris Pratt) erfüllt nicht einmal Heldenkriterien. Er ist ein Ganove, der unter dem hochtrabenden Pseudonym „Star Lord“ Diebstähle begeht. Seine jüngste Beute erweist sich als Waffe mit außergewöhnlichen Kräften, die der Schurke Ronan (Lee Pace) ihm abzunehmen versucht. In der Not verbündet sich Peter mit anderen Gesetzlosen, dem Waschbären Rocket Racoon (Fhari Yardim), der als Mörderin gesuchten Gamora (Zoe Saldana), dem Haudrauf Drax the Destroyer (Dave Bautista) und dem Baumwesen Groot (Vin Diesel): nicht gerade die vertrauenswürdigste Truppe, um das Universum vor Ronan zu schützen.

Trotz der etwas dürftigen Handlung gelingt Gunn ein witziger, lauter, meist höchst unterhaltsamer Actionfilm. Vor allem die liebevoll ausgearbeiteten Charaktere überzeugen. Der fröhliche Peter Quill hat mit echten Comichelden die traurige Vergangenheit gemein. In der Todesnacht seiner Mutter wurde der kleine Junge von Außerirdischen verschleppt, als letztes Andenken an die irdische Kindheit ist ihm ein Walkman mit Hits der Siebziger und Achtziger geblieben. Die liefern den schmissigen Soundtrack.

Viel Spaß mit wenig Worten

Der bisher schon eher einsilbige Kraftmime Vin Diesel („Riddick“) schafft das Kunststück, mit dem immerhin stets neu nuancierten Satz „I am Groot“ durch den Film zu kommen. Auch die deutsche Synchronisation lässt diese Leistung unangetastet stehen. Doch nicht nur die schrulligen Figuren machen Spaß, auch die zahlreichen popkulturellen Querverweise. Weil „Guardians of the Galaxy“ international schon die Kassen klingeln ließ, ist eine Fortsetzung ausgemachte Sache. Ausnahmsweise sagen wir da mal: Ui, fein!

Guardians of the Galaxy. USA 2014. Regie: James Gunn. Mit Chris Pratt, Zoe Saldana, Glenn Close. 121 Minuten. Ab 12 Jahren.