Der Regisseur Niko von Glasow würde niemals selbst an den Paralympics teilnehmen. Aber er will wissen, was andere dazu treibt. Seine Motivsuche ergibt einen spannenden und aufgeweckten Dokumentarfilm.

Stuttgart - Man kann sich größere Zuneigung zum Thema vorstellen. „Eigentlich halte ich Sport ja für Schwachsinn“, sagt der Regisseur Niko von Glasow, „und die Paralympics für eine dämliche Idee.“ Warum er trotzdem einen Film über die Behinderten-Olympiade 2012 in London gedreht hat? Die einfache Antwort auf diese Frage sollte man sich verkneifen. Die würde ungefähr so lauten: Glasow, einer der überlebenden Contergan-Geschädigten, sieht sich in der Pflicht, das Leben von Menschen mit Behinderung in allen Aspekten zu dokumentieren. Schließlich hat er einen anderen Zugang als Kollegen, die sich nur für eine Weile ins Thema einarbeiten.

 

Diese Antwort hat schon frühere Filme Glasows wie „NoBody’s perfect“ über den Kampf der Contergan-Opfer mit Pharmaindustrie und Alltag nicht gefasst. „Mein Weg nach Olympia“ ist noch um einiges ausgereifter. Der witzige, gescheite, konfrontationswillige, energische, selbstdarstellungsfreudige und neugierige Glasow tritt selbst vor die Kamera. Er setzt seinem jeweiligen Gegenüber zu, er hakt nach, provoziert.

Aber er setzt die Macht von Kamera und Schnitt nicht gegen die Protagonisten ein. Er ist kein Rechthaber, der Irrende inszeniert, er lässt sich selbst hinterfragen. Die Antwort auf die Frage, warum Niko von Glasow einen Film über Paralympics dreht, die er für Unfug hält, lautet wohl: Er will wissen, wie die Sportler auf seine Zweifel reagieren, aber auch erfahren, ob und wie sehr er irrt. Dies ist keine Facharbeit für Insider und Betroffene, sondern eine spannende, kurzweilige Aufbereitung von Welt und Menschen für alle, die im Kino gern etwas über das Leben erfahren.