Beim Projekt „Dokufiction“ drehen Jugendliche einen Kurzfilm, der bei der Göppinger Kulturnacht in der Kunsthalle gezeigt wird. Doch „Dokufiction“ hat noch mehr zu bieten.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Einen Titel hat der Streifen bis jetzt noch nicht, und auch die genaue Länge des Films ist noch offen, weil noch ein paar Feinarbeiten gemacht werden müssen. „So um die fünf Minuten werden es am Ende aber wohl sein“, sagt Anna Schiefer, die zusammen mit dem mexikanischen Künstler Gabriel Rossell Santillán das Projekt „Dokufiction“ im Göppinger Stadtteil Bodenfeld geleitet hat. Klar ist jedoch bereits, dass das bislang namenlose Werk bei der Langen Kulturnacht am 23. Juni in der Kunsthalle zu sehen sein wird.

 

Binnen dreier Tage haben Jugendliche im Alter zwischen und 14 und 16 Jahren den Kurzfilm gedreht, der eine Mischung aus Erinnerungen, Erlebtem und Erfundenem ist, sich aber ausschließlich im Bodenfeld und damit in ihrer unmittelbaren Lebenswelt abspielt. So wurden die Dialoge und die Figuren gemeinsam entwickelt, die Szenenfolgen festgelegt und die Bildauswahl gemeinsam getroffen. Am Ende ergaben Dokumentation und Fiktion ein große Ganzes – Dokufiction eben.

Der 14-jährigen Rania hat es „gut gefallen“

Die 14-jährige Rania fand vor allem die Vielseitigkeit toll: „Vor der Kamera, hinter der Kamera und dann am Computer arbeiten, das hat mir gefallen“, sagt das Mädchen, das aus dem Irak stammt. Omar, zwei Jahre älter und gleicher Herkunft, fand das Kennenlernen und das Arbeiten mit den verschiedenen Kameras „sehr gut“ und „das Schneiden des Films“, wie er ergänzt.

Dass die Sache rund, informativ und vielfältig wird, darum haben sich die beiden Workshop-Verantwortlichen gekümmert. Santillán hat nicht nur von der analogen Fotokamera bis zur Digicam alle möglichen Gerätschaften vorgestellt. Er sorgte auch dafür, „dass ein filmischer Raum entsteht, in dem sich die Geschichte bilden konnte“. Dabei hätten zum einen die Herkunft und zum anderen die Erlebnisse der Jugendlichen eine Rolle gespielt, erzählt der Multi-Künstler, der teils in Berlin, teils aber auch bei einem indigenen Volk im Norden Mexikos lebt und arbeitet.

In der Tradition von „Art Space City“

Anna Schiefer wiederum, Stipendiatin am Stuttgarter Künstlerhaus und Kunstvermittlerin, achtet darauf, dass die oft sehr privaten Informationen der Teilnehmer, im speziellen Fall der Flüchtlinge, so zu transformieren, dass sie gezeigt werden können. „Street Art ist identitätsbildend, auch wenn die Künstler unerkannt bleiben.“ So versuche der Brite Banksy, einer der Großen der Szene, seinen echten Namen und seine Identität geheim zu halten, fügt sie hinzu.

Kein Geheimnis ist hingegen, dass sich „Dokufiction“, finanziell gefördert von der Stiftung Erlebnis Kunst, in der Tradition des Projekts „Art Space City“ bewegt. Dabei hatten das Haus der Jugend und die Göppinger Kunsthalle kooperiert, um sogenannten benachteiligten Jugendlichen den Zugang zur Kunst zu eröffnen. Gerade im Bodenfeld, das oft als Problemquartier bezeichnet wird, klappt das. Denn „Dokufiction“ beinhaltet nicht nur den Kurzfilm, sondern auch regelmäßige Kunst-Aktionen für Kinder auf dem Bolzplatz an der Hermann-Hesse-Realschule. Im Pausenhof wiederum ist Susanne Köber, Sozialpädagogin im Haus der Jugend, regelmäßig zugange. Zum Malen, Basteln und zur „Kunst von unten“ finden sich dort stets mehrere Dutzend Kinder und Jugendliche ein.