Der Filmemacher Jörg-Michael Schneider zeigt beim „Weird Wednesday“ in den Innenstadtkinos Horror, Science Fiction und Obskures. Er möchte Filmen eine Chance geben, die es sonst kaum auf eine große Leinwand schaffen.

Stuttgart - Ein blutgetränktes Kleid streift übers Laub, während sich an anderer Stelle im Wald ein junger Mann durch dichtes Geäst kämpft. Mit diesen Szenen beginnt der Trailer zu Till Kleinerts Film „Der Samurai“, der irgendwo im deutsch-polnischen Grenzgebiet spielt. Ein junger Polizist macht sich dort auf die Suche nach einem Wolf, der in einem Dorf sein Unwesen treibt. Im Wald findet er jedoch kein tierisches Ungeheuer sondern einen Mann, der ein Kleid trägt und mit einem Schwert bewaffnet ist.

 

Es ist schwer, das Genre für „Der Samurai“ festzulegen. Der Film liegt irgendwo zwischen Thriller, Horror und Arthaus-Film – und hat es in gewöhnlichen Kinos entsprechend schwer. „Solchen GenreFilmen fehlt in Deutschland die Lobby“, sagt Jörg-Michael Schneider. Und das obwohl Till Kleinerts Werk auf dem großen Filmfestival Berlinale Premiere gefeiert und schon einige Preise gewonnen hat. Filme wie dieser laufen entweder gar nicht oder nur sehr kurz in den Kinos. In Stuttgart soll sich das schon bald ändern. Jörg-Michael Schneider startet am kommenden Mittwoch mit seiner Filmreihe „Weird Wednesday“ in den Innenstadtkinos, innerhalb derer genau diese sogenannten Genre-Filme zwischen Science Fiction, Fantastik, Horror, Arthaus und gerne auch Obskurem präsentiert werden. Der erste Film: „Der Samurai“.

Der Filmvorführer ist eigentlich Filmemacher

Eigentlich steht Schneider auf der anderen Seite, arbeitet nicht als Filmvorführer sondern Filmemacher. Und weiß genau deshalb, wie schwer es manche Streifen haben außerhalb von Filmefestivals wie der Genrenale oder dem Fantasy-Filmfest gezeigt zu werden. Derzeit befindet sich der 29-Jährige in den letzten Zügen seines Kurzfilms „Nirwana Blüte“, einem poetischen Horror/Science-Fiction-Film. Finanzierung haben er und sein Team aus jungen Stuttgarter Filmschaffenden über Crowdfunding bekommen. Die Schauspieler, darunter so hochkarätige wie Markus Krojer, der die Hauptrolle in „Wer früher stirbt ist länger tot“ gespielt hat, haben auf ihre Gage verzichtet.

Bei den Machern der Innenstadtkinos ist er mit seinem Konzept des „Weird Wednesday“ auf offene Ohren gestoßen, ein Jahr lang will man ihm für seine monatliche Filmreihe völlig freie Hand lassen. Sicher sei mit solchen Abenden kein großes Geld zu verdienen, doch gehe es vielmehr darum „die kulturelle Vielfalt zu zeigen“, so Schneider. Zielgruppe sei deshalb nicht nur das genreaffine Publikum sondern auch der gewöhnliche und neugierige Cineast. „Die Zielgruppe ist ein leidenschaftliches Publikum, das nicht häufig außerhalb von Festivals die Möglichkeit bekommt Genre-Filme auf großer Leinwand zu sehen“, sagt Schneider. Das Fantasy-Filmfest, das jährlich auch in Stuttgart stattfindet und immer gut besucht ist, ist ein gutes Beispiel wie groß das Interesse ist. Auf Facebook habe sich ziemlich schnell eine Fangemeinde gebildet, die Vorschläge abgibt, welche Filme beim „Weird Wednesday“ gezeigt werden sollen. Von neuen bis hin zu Klassikern aus den Achtziger Jahren.

Der internationale Langspielfilm soll jedes Mal von einem kurzen, in Deutschland produzierten Vorfilm begleitet werden. „Der neue deutsche Genrefilm wird immer größer, deshalb soll die Veranstaltungreihe auch Plattform und Motivation für die Filmemacher sein“, sagt Schneider. Auch Filme der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg stehen auf dem Plan für die nächsten Wochen.

Weird Wednesday Erstmals am Mittwoch, 22. April, Beginn ist um 20:30 Uhr.

Weitere Informationen unter http://weirdwednesday0711.tumblr.com