Bei der Filmschau des Landes zeigen die Filmemacher aus demSüdwesten, was sie können. Von diesem Mittwoch an sind im Stuttgarter Metropol-Kino Streifen aller Art zu sehen: Das Historiendrama „Gotthard“, ein Dokumentarfilm über Frank Zappa und der Kindertrickfilm „Ritter Rost 2“.

Stuttgart - Gleich zur Eröffnung gibt es ein Schwergewicht bei der Filmschau Baden-Württemberg: Chris Kraus („Vier Minuten“) hat das schwierigste Thema komödiantisch angepackt, in „Die Blumen von gestern kollidieren ein neurotischer deutscher Holocaust-Forscher (Lars Eidinger) und eine neurotische französische Holocaust-Forscherin (Adèle Haenel). Der Film dürfte für Diskussionen sorgen.

 

Eine weitere zettelt die Filmschau selbst an: Vor der Eröffnung am Mittwoch im Metropol-Kino stellt sich Kunststaatssekretärin Petra Olschowski einem fachkundig besetzten Film-Podium mit Carl Bergengruen, Chef der MFG-Filmförderung, Thomas Schadt, Direktor der Ludwigsburger Filmakademie, Martina Zöllner, Kulturchefin beim SWR, Andrea Block vom Stuttgarter Effektstudio Luxx („White House Down“), dem Ludwigsburger Erfolgsproduzenten Jochen Laube („Kreuzweg“). Da dürfte einiges zur Sprache kommen, was Produktionsbedingungen und Perspektiven angeht.

Ein wenig Glamour gibt es am Freitag bei der Premiere von „Gotthard“, einem Drama über den Bau des ersten Gotthard-Tunnels Ende des 19. Jahrhunderts: Die Schauspieler Miriam Stein, Pasquale Aleardi und Max Simonischek kommen ins Metropol-Kino. Beim Dokumentarfilm, eine Traditionsdisziplin im Südwesten, ist Philipp Link vertreten mit „Aufbruch“: Er hat die Flüchtlingskinder Kimia und Rohit begleitet, die sich in Stuttgart ein neues Leben aufbauen wollen. Das Gegenstück: der Zukunfts-Thriller „Volt“, in dem Tarek Ehlail Benno Fürmann als Grenzer in eine persönliche Flüchtlingskrise stürzt.

Bond-Regisseur Roger Spottiswoode plaudert aus dem Nähkästchen

Das Musik-Genie Frank Zappa war ein großer Sprücheklopfer, „der Jazz ist nicht tot, er riecht nur komisch“ zählt zu seinen Bonmots. Man darf also gespannt sein auf den Dokumentarfilm „Eat that Question“, für den Thorsten Schütte, Studienkoordinator an der Filmakademie, Material aus 25 Jahren gesichtet hat. Der zweite Teil von „Ritter Rost“ feiert am Samstag im Metropol die Premiere, und Tierschau-Komödiant Michael Gaedt ist im Film zu sehen, wie er bei Schlossfestspielen Zwingenberg den „Freischütz“ inszeniert.

Am Donnerstag startet der Jugendfilmpreis, bei dem die kommenden Filmemacher des Landes ihre unerschrocken inszenierten Produktionen zeigen. Nicht nur an sie richten sich Workhops und Vorträge, bei denen der kanadische Regisseur Roger Spottiswoode aus dem Nähkästchen plaudert, der einst den Bond-Film „Der Morgen stirbt nie“ (1997) gedreht hat. Ihren Ehrenpreis vergibt die Filmschau diesmal an den Autoren Felix Huby (77), der 33 „Tatort“-Folgen geschrieben und TV-Kommissare wie Bienzle und Schimanski mit Geschichten versorgt hat.

Dass die Filmprominenz sich rar macht, etwa die Haenel und Eidinger nicht zur Eröffnung kommen, erklärt Festivalleiter Oliver Mahn so: „Die Filmschau ist traditionell unprätentiös schwäbisch, man müsste mehr Glamour wollen. Dazu gehört eine gewisse Größe, dafür bräuchte man ein entsprechendes Budget. Ich bin mir sicher, dass die Säle rappelvoll wären, wenn wir einen echten Werbeetat hätten, die Filmemacher hätten das verdient.“ Wie gesagt: Es gibt einiges zu diskutieren.