Jonas Åkerlunds Film über eine Show der deutschen Band Rammstein kommt dem Publikum näher, als ein Konzert es könnte.

Stuttgart - Manche Filme tun den Zuschauern Gewalt an – so wie „Rammstein: Paris“ (Cinemaxx, Gloria, Ufa). Mit Musikvideos (Prodigy, Madonna) und dem Drogendrama „Spun“ (2002) hat der Schwede Jonas Åkerlund sich als Montage-Meister etabliert, und auch beim Konzert von Rammstein in der französischen Hauptstadt geht er über eine Abbildung weit hinaus.

 

Er bombardiert das Publikum mit den gebotenen Geisterbahnmotiven, mit dem das R rollenden Till Lindemann in seiner militärisch anmutenden Lederjacke, in der aufgereiht Mikrofone stecken wie Stabhandgranaten, mit den auf ihre Instrumente eindreschenden Gitarristen und ihren rot-weißen Armbinden, auf denen die fehlenden Symbole danach schreien, mitgedacht zu werden.

Die Band lenkt Assoziationen, und Åkerlunds rasant geschnittener Bilderreigen verstärkt das im Rhythmus eines überwätigenden den Show-, Riff- und Pyrogewitters. Er nutzt Zeitlupen und Verfremdungen, zeigt etwa Lindemann mit gespaltener Zunge. Vor Münder geschnallte Flammenwerfer bringen keine Reinigung, sie exekutieren Schuld und Sühne wie ein spritzender Riesendildo.

Die morbide Bildwelt kommt dem Publikum hier näher als live, der Regisseur hebt den Sicherheitsabstand auf. Wer sich danach missbraucht fühlt, der darf sich nicht wundern.