Junge Filmemacher setzen sich bei einem Wettbewerb im Generationenhaus mit Gewalt auseinander. Der Publikumspreis ging dabei an die Klasse 10b des Mörike-Gymnasiums.

S-Süd - Es ist eine ziemlich alltägliche Szene: Schüler kicken auf einem Bolzplatz . Doch in die friedlichen Bilder einer Jugendidylle blitzen plötzlich Szenen vom Krieg in Afghanistan oder die Gesichter der Terroristen vom „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) auf. Die Kamera zoomt schließlich näher heran und fokussiert den Fußball – er ist eine Weltkugel aus Gummi. Die Klasse 10 b des Mörike-Gymnasiums hat unter der Regie ihres Mitschülers Theo Dassler in ihrem Beitrag „Deine Gewalt, meine Gewalt, unsere Gewalt“ mit überraschenden Filmelementen und eindrücklichen Symbolen nicht gespart.

 

Dafür wurden sie von den Zuschauern des vom Stuttgarter Jugendrat und dem Heslacher Stadtteilkino ausgelobten Kurzfilmfestivals im Generationenhaus mit dem Publikumspreis und damit 500 Euro belohnt. Die Arbeit sei die Mühe wert gewesen, sagt der Jung-Regisseur Theo Dassler. „Wir haben spontan zur Teilnahme Ja gesagt“, sagt der Zehntklässler.

Vom Schulhofmobbing bis hin zu Terrorismus

Danach sieht das zehnminütige Ergebnis auf der Leinwand allerdings nicht aus. Die Schüler der Klasse haben sich in kleine Gruppen aufgeteilt. Sie wagen den Blick auf nahe und ferne Brutalität vom Schulhofmobbing und Stalking bis hin zu Terrorismus und den Kriegen unserer Zeit.

Eine Schülerin schildert in einer Szene dabei das Dilemma, dem sich nicht nur das Filmprojekt der Schulklasse gegenüber sah. Sie spricht von Kriegen, die alltäglich in den Nachrichten thematisiert werden, die aber für Menschen in einem im Vergleich stabilen Land wie Deutschland surreal erscheinen. In einer weiteren Szene drückt eine andere Darstellerin diesen Widerspruch aus, als sie achtlos eine Zeitung mit neuen Schlagzeilen aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten in den Papierkorb wirft.

So simpel wie relevant

Doch nicht nur der Publikumsliebling der Schüler vom Mörike-Gymnasium wurde ausgezeichnet. Für die beste Filmtechnik erhielt die Gruppe „Skylet Universe“ einen Preis für ihren Beitrag „Solarplexus bedienen“. Tatsächlich beeindruckt der Film durch eine Schnitttechnik, die an Fernsehkrimis denken lässt. Die Geschichte, die er erzählt, ist dabei so simpel wie relevant. Es geht um einen Jungen, der von anderen gehänselt und misshandelt wird, und der vor der Alternative steht, zurückzuschlagen oder um den Preis weiterer Übergriffe friedlich zu bleiben. Er entscheidet sich in einer überraschend authentisch wirkenden Schlussszene für die erste Alternative. Die Gewalt, die das Opfer nun seinem Peiniger antut, als es seinen „Solarplexus bedient“, wirkt drastisch. Es ist Zeichen des Könnens des jungen Regisseurs Roman Motsa, dass er diese Eindrücklichkeit nur mit geschickter Kameraführung erreicht hat. Die Gewinnerin in der Kategorie „Beste Schauspielerin“ war leider bei der Aufführung im Generationenhaus nicht anwesend. Von ihr war den Veranstaltern auch nur der Vorname bekannt. Sie spielte Nebenrollen in dem Film „Das Foto“, bei dem es um Mobbing geht.

Die Brüder Maximilian und Leonard Höhnle erhielten einen Preis für die Idee zu ihrem Beitrag „Frozen Tears“. Darin setzen sie sich in einem gefilmten Monolog mit den Ursachen der Gewalt im Denken und Fühlen der Menschen auseinander.