Die Finanzierung der Krebsberatungsstelle (KBS) wackelt. Noch bis Ende 2016 wird sie als Modellprojekt von der Deutschen Krebshilfe unterstützt. Die KBS möchte von der Stadt Stuttgart unterstützt werden.

Stuttgart - Wir beide, Sylvia und Oliver, wären heute ohne die Hilfe der KBS Stuttgart nicht an dem Punkt, an dem wir heute stehen.“ Das Paar spricht von der Krebsberatungsstelle. Während die Wartezeit bei fachlichen Psychologen sehr lange sei – oft bis zu sechs Monaten –, könnten Krebspatienten dort rasch einen Termin bekommen. Sabine Wörner-Fischer, Leiterin der KBS Stuttgart, berät und informiert seit fünf Jahren Betroffene und Angehörig mit drei Kolleginnen – diplomierte Sozialpädagoginnen und Psychotherapeutinnen mit Qualifikationen in Psychoonkologie. Da geht es nicht nur darum, wie es weitergeht mit Beruf und Finanzen nach der Diagnose. Auch um Anträge, medizinische Rehabilitation, Selbsthilfegruppen. „Wir haben eine wichtige Lotsenfunktion, sind bestens vernetzt in der Stadt mit Ämtern, Kliniken, Selbsthilfegruppen“, so Sabine Wörner-Fischer.

 

Zuschuss der Deutschen Krebshilfe wird 2016 reduziert

Das könnte anders werden: Die Finanzierung der Einrichtung wackelt. Noch bis Ende 2016 wird sie als Modellprojekt von der Deutschen Krebshilfe unterstützt. Bereits in der letzten Förderphase von Mai bis zum Jahresende wird der Zuschuss aber deutlich reduziert. Der Krebsverband Baden-Württemberg, Träger der KBS, sei in Gesprächen mit dem Landessozialministerium und Kostenträgern, so Birgit Wohland-Braun vom Krebsverband. „Es muss eine Form der Mischfinanzierung geben, bei der sich Stuttgart beteiligt.“ Wenn die Stadt die KBS ein Sechstel der Gesamtkosten von 320 000 Euro übernehme, könne eine Schließung verhindert werden. Auf den Förderantrag an die Stadt gibt es bisher noch keine Rückmeldung.

Das Sozialministerium hat indes Zeichen gesetzt: Es will die ambulanten psychosozialen Krebsberatungsstellen ausbauen. Nach Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) sollen alle Krebspatienten im Land diese nutzen können. Um ein flächendeckendes Netz aufzubauen, stellt ihr Haus 1,2 Millionen Euro zur Verfügung, die fließen aber nicht nach Stuttgart, sondern ins Land. Dort gibt es acht KBS, Ende 2016 sollen es zwölf sein.

Kein Gesetz für Krankenkassenabrechnung

Die Crux: Die Leistungen der KBS können bisher nicht mit den Krankenkassen abgerechnet werden, da es noch keine gesetzliche Grundlage dafür gibt. Dabei schätzten die Kassen die Arbeit der KBS, genauso wie die Ärzte der onkologischen Zentren. Nach Stuttgart kommen Betroffene im Alter von 8 bis 96, aus jeder Schicht, in jeder Krankheitsphase. Berieten Wörner-Fischer und ihr Team 2013 noch 2500 Menschen, waren es Jahr 2014 fast 3000, Tendenz steigend. „Heute werden Menschen schneller aus Kliniken entlassen. Sie schotten sich oft ab. Wir sind für deren Integration in der Gesellschaft zuständig“, sagt Wörner-Fischer.

Das bestätigen Bertrand Vossler und Edeltraud Bultmann von den Selbsthilfegruppen Leben ohne Magen und Leukämie, Lymphom, Plasmozytom, Myelom. Sie sind sich einig: „Die Kooperation mit der KBS ist bestens. Wenn es sie nicht mehr gäbe, wären die Folgekosten für die Gesellschaft mit Sicherheit um ein Vielfaches höher.“