Salutas ist geschlossen, die Verpackung von Medikamenten nach Ostdeutschland und Polen verlagert. Knapp 300 Menschen verlieren zum Jahresende ihren Arbeitsplatz.

Gerlingen - Die Entscheidung des Sandoz-Konzerns hat vor anderthalb Jahren alle 300 Arbeitnehmer getroffen wie ein Schlag ins Gesicht: „Salutas schließt“, hieß es vor anderthalb Jahren. Die Entscheidung rief in Gerlingen Protestversammlungen und einen Trauermarsch hervor. Jetzt ist sie umgesetzt: Kein Firmenschild kündet an der Dieselstraße mehr davon, dass hier ein Pharmaunternehmen ansässig war. Die meisten Beschäftigten sind jetzt arbeitslos oder wechseln in eine Transfergesellschaft. Dafür, dass man schließen musste, habe man eine gute Lösung gefunden, sagen Vertreter des Unternehmens und der Arbeitnehmer unisono.

 

„Salutas-Betrieb in Gerlingen soll bis Ende 2016 geschlossen werden“ – so war eine Pressemitteilung der Firma Sandoz vom 18. Mai 2015 überschrieben. Am Markt für patentfreie Arzneimittel sei der Standort „nicht mehr kosteneffizient zu führen“. Es gab Versuche, ein anderes Unternehmen zur Übernahme zu bewegen – alles war vergeblich. Anfang August dieses Jahres liefen die letzten Blisterpackungen aus den Maschinen, dann wurden die Verpackungsanlagen abgebaut und umgezogen.

Verlagerung auch nach Polen

„Die Produktion wurde an andere Standorte verlagert“, sagt Sandoz-Sprecher Hermann Hofmann – nach Barleben in Sachsen-Anhalt und nach Strykow in Polen. Die Firmensprecher sind voll des Lobes für ihre Beschäftigten: „Nach dem Schock haben alle die Arbeit weitergemacht mit demselben Engagement wie vorher.“ Im Sommer habe man noch die 40-jährige Geschichte des Standorts zusammen gefeiert, dann begannen die „Freistellungen“, wie die Arbeitgeber sagen.

Der Sozialplan, im Dezember 2015 nach monatelangen Verhandlungen mit dem Betriebsrat abgeschlossen, wurde umgesetzt. Von Abfindungen in sechsstelliger Höhe ist die Rede. 201 Frauen und Männer wechseln zum 1. Januar 2017 zur Aus- und Weiterbildung in eine Transfergesellschaft. Die Löhne und Gehälter bis zu 80 Prozent der letzten Summe in der alten Firma bezahlt für ein Jahr zum Teil der Staat, zum Teil der ehemalige Arbeitgeber. „Es ist ein weiches Kissen“, sagt der ehemalige Standortleiter Christian Caderas. Nur wenige Beschäftigte hätten andere Arbeitsplätze im Konzern angenommen, einige seien in Schorndorf untergekommen. Caderas selbst ist jetzt Werksleiter in Sankt Petersburg. Am 15. Dezember wurde das Gelände an den neuen Eigentümer übergeben – besenrein.

„Gute Lösung hinbekommen“

„Wir haben einen Interessensausgleich erreicht“, sagt der letzte Betriebsratsvorsitzende Torsten Ramm. Die Gewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie habe die Verhandlungen begleitet. „Dafür, dass wir schließen mussten“, so Ramm, „haben wir eine gute Lösung hinbekommen.“

Das Grundstück liege sehr verkehrsgünstig, sagt der Gerlinger Bürgermeister Georg Brenner. Er sei zuversichtlich, dass eine gewerbliche Nachnutzung erfolge – auch wegen des äußerst niedrigen Gewerbesteuersatzes der Stadt. Der Schweizer Konzern habe sich von diesen positiven Rahmenbedingungen nicht umstimmen lassen. Den neuen Eigentümer werde man planungs- und baurechtlich unterstützen.

Man habe intensiv nach Lösungen gesucht, sagt Walter Rogg, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS), auch bei Firmen der Biotechnik. „Bei einem internationalen Multi kann man nicht viel machen.“ Die Entscheidung sei „bitter“ für die Beschäftigten. Die WRS habe daran mitgewirkt, das Gelände an einen Investor aus München zu vermitteln, diese Firma sei „kein Unbekannter“.