Rund 2500 Besucher haben das Cannstatter Fischerstechen am Sonntag verfolgt. Am Ende ist keiner der 16 Kontrahenten trocken geblieben.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Bad Cannstatt - Langsam wird das Publikum ungeduldig: Sechsmal schon sind der „Steuerzahler“ Frank Brenner und der „Büttel“ Sebastian Dressel mit der Lanze gegeneinander angetreten. Breitbeinig stehen sie auch beim siebten Anlauf auf den Kähnen – da gelingt Brenner endlich der entscheidende Treffer, und Dressel stürzt unter erleichtertem Jubel in den Neckar.

 

„Bädsch. . .“, ruft Oberkübler Steffen Kauderer ins Mikrofon – „. . .nass“ schreit das Publikum am Mühlgrün: dreimal geht das so, wie es beim Fischerstechen des Cannstatter Kübelesmarkts üblich ist. Der als Steuerzahler mit leeren Hosentaschen verkleidete Frank Brenner wird dafür dreimal mit dem Ausruf „furztrocka“ gefeiert.

Dem „Melac“ bleibt das Viertelfinale erspart

16 Kontrahenten treten beim Fischerstechen gegeneinander an. Im ersten Durchgang passen die Paarungen zu den Kostümen. Der Richter (Kurt Heidmann) stößt zum Beispiel den Knastbruder (Frank Dräbelhoff) ins Wasser, der Wein (Axel Schmieg) das Bier (Marc Stöger). Aufsehen erregt, dass der Favorit Panajotis Delinasakis gleich in der ersten Runde ausscheidet. Das sei ihm noch nie passiert, sagt Delinasakis. Der Sprecher des Cannstatter Kübelesmarkts ist einer der Erfahrendsten beim Fischerstechen. Seine Taktik – „sicher draufstehen, den Gegner früher treffen“ – hat ihn schon viermal siegen lassen. Immerhin hat es der Kübler geschafft, das „Gardemädchen“ Michael Rahm zeitgleich zu versenken. Davon profitiert die einzige Frau im Wettkampf: Weil beide ausscheiden, kommt Anna Dressel im Gewand des Melac direkt ins Halbfinale.

Seit 30 Jahren wird das Cannstatter Fischerstechen vom Kübelesmarkt alle zwei Jahre organisiert. Das erste Fischerstechen hat bereits vor 300 Jahren zur Einweihung des ersten Cannstatter Hafens stattgefunden, damals noch unter dem Namen Schifferstechen. In den vergangenen 300 Jahren gab es immer wieder längere Pausen, bedingt durch Krieg und Epidemien und später durch die schlechte Wasserqualität des Neckars. Erst seit 1983 gibt es Kontinuität. In diesem Jahr findet die Veranstaltung zum zweiten Mal an zwei Tagen statt. Am Samstag wurde bereits ein Drachenbootrennen ausgetragen und das Cannstatter Fischerfest gefeiert. „Das Fischerfest muss noch bekannter werden, aber wir sind trotzdem zufrieden“, sagt der Organisator der Veranstaltung vom Cannstatter Kübelesmarkt, Sascha Krötz. Die Besucherzahl fürs Fischerstechen am Sonntag schätzt er auf mehr als 2500.

Drachenbootrennen findet parallel statt

Ins diesjährige Finale schaffen es schließlich der Schornsteinfeger Siegfried Bast und der Geschäftsführer des VfB-Restaurants, Axel Schmieg, der als Wein für die Stuttgarter Prominentenkicker angetreten ist. Beim zweiten Anlauf klappt es: Schmieg gelingt der perfekte Treffer, Bast hat keine Chance. Wie es Tradition ist, lässt sich auch der Sieger in den Neckar fallen. „Das Wasser ist angenehm warm“, sagt Schmieg anschließend – und dass er „aus Spaß“ mitgemacht habe.

Doch der Geschickteste mit der Lanze ist nicht der einzige Gewinner am Neckar an diesem heißen Tag: Im Wechsel zum Fischerstechen ist auch ein Drachenbootrennen ausgetragen worden. Teams der Parteien, Vereine und der Verwaltung sind gegeneinander angetreten. Wie im Vorjahr sind die Freien Wähler am schnellsten, gefolgt vom Narrenschiff des Kübelesmarkts und dem Boot des Jugendamts.