Im Verlauf der vergangenen 20 Jahre ist am mittleren Neckar der Ertrag aus der Angelfischerei um fast 70 Prozent zurückgegangen. Zu den häufigsten Fischarten im Neckar zählen heute Schmerle, Döbel und Ukelei.

Bad Cannstatt - Im Verlauf der vergangenen 20 Jahre ist am mittleren Neckar der Ertrag aus der Angelfischerei um fast 70 Prozent zurückgegangen. Grund dafür sind erhebliche Defizite im Fischbestand. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung, die der Verband für Fischerei und Gewässerschutz in Baden-Württemberg (VFG) in Auftrag gegeben und 2012 veröffentlicht hat. „Dieser Bericht ist immer noch aktuell“, sagt der Geschäftsführer Michael Schramm.

 

Belegten Funde aus der Zeit um 5000 vor Christus im Neckar noch Arten wie Lachs, Barbe, Maifisch, Hecht und Wels, die gänzlich unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum haben, veränderte der Mensch diesen Lebensraum von 1900 an nachhaltig. Die gravierendsten Veränderungen der Fischfauna gab es zwischen 1920 und 1970. Die Abwasserbelastung stieg und mit ihr das Fischsterben. Von 1930 an wurde der Fluss zur stauregulierten Schifffahrtsstraße umgebaut. Dabei gingen unter anderem flach auslaufende Kiesufer, Habitate in Überschwemmungsbereichen und Augewässer verloren. Gleichmäßige Tiefenverhältnisse und monotone Ufer sowie Staustufen als unüberwindbare Wanderhindernisse erschweren den Fischen seither das Leben. Es überlebten nur Fischarten mit geringen Ansprüchen.

Mit dem Bau von Kläranlagen in den 70er Jahren verbesserte sich die Wasserqualität bis Mitte der 90er Jahre wieder. Davon profitierten vor allem weniger anspruchsvolle Fischarten. Strömungsliebende Arten oder Stillwasserarten konnten nur sich nur bedingt stabilisieren.

33 Fischarten im Neckar nachgewiesen

Um die Entwicklung des Fischbestands im Mittleren Neckar seit Mitte der 90er Jahre zu dokumentieren, wurden Fangprotokolle der Fischereibehörde Stuttgart und Fischereiforschungsstelle Langenargen ausgewertet. Von 2009 bis 2011 erfolgten zusätzlich Elektro- und Netzbefischungen zu verschiedenen Jahreszeiten, wobei erhebliche Defizite im Fischbestand festgestellt wurden. Im mittleren Neckar wurden zwischen Herbst 2009 und Frühjahr 2011 an drei repräsentativen Untersuchungsabschnitte zwischen Deizisau und Gundelsheim 33 Fischarten nachgewiesen. Vier Arten kamen flächendeckend vor: Döbel, Gründling, Schmerle und Ukelei.

Insgesamt wurden rund 23 000 Fische erfasst, überwiegend Klein- und Jungfische unter zehn Zentimetern Länge. Die höchsten Gesamtzahlen gab es in den Altarmen Neckarsulm und Pleidelsheim, im Altarm Neckarsulm wurden die meisten Fische mit einer Länge von mehr als zehn Zentimetern registriert. Besonders hohe Defizite weisen den Untersuchungen nach die strömungsliebenden Fischarten und reine Stillwasserarten auf, die naturraumtypischen Arten Barbe und Nase etwa sind nur noch in wenigen verbliebenen Fließstrecken der Altarme häufiger vertreten.

Auffällig war laut dem vom Fischereiverband in Auftrag gegebenen Bericht nicht zuletzt, dass das Längenspektrum großwüchsiger Fischarten Defizite aufwies. Es wurden in erster Linie Klein- und Jungfische und einzelne große Fische gefunden. Mittlere Längenklassen waren unterrepräsentiert oder fehlten völlig. Der Bericht kommt zum Schluss, dass die Fischfauna im mittleren Neckar durch die Dominanz wenig anspruchsvoller Fischarten gekennzeichnet ist und damit weit von der natürlichen Fauna entfernt.

Die zehn häufigsten Fischarten im Neckar

1. Die Schmerle ist ein Bodenfisch. Der rundliche Körper ist grau mit dunkleren Flecken. Sie hat keine oder nur sehr kleine Schuppen, dafür aber eine dicke Schleimhaut.

2. Der Ukelei gehört zu den karpfenartigen Fischen und hat einen schlanken Körper mit seitlich abgeflachtem Schwanzstiel.

3. Der Döbel ist eine Fischart aus der Familie der Karpfenfische. Der Döbel wird 30 bis 40 Zentimeter lang und hat einen torpedoförmigen Körper, einen großen Kopf und ein breites Maul.

Die Nase. Foto: Verband für Fischerei und Gewässerschutz
4. Auch die Nase gehört zu den Karpfenfischen. Ihren Namen verdanken die Nasen ihrem Maul, das ihre Kopfspitze wie eine stumpfe Nase aussehen lässt.

5. Das zur Familie der Karpfenfische gehörende Rotauge wird 25 bis 50 Zentimeter lang und bis zu drei Kilogramm schwer. Seinen Namen verdankt es seiner leuchtend roten Iris.

6. Der Gründling ist ein gesellig lebender Karpfenfisch, der in fließenden und stehenden Gewässern mit kiesigem oder sandigem Grund vorkommt.

7. Der Schneider ist ein Schwarmfisch, den man sowohl in stehenden als auch in schnell fließenden Gewässern antrifft.

Die Barbe. Foto: Verband für Fischerei und Gewässerschutz
8. Die Barbe ist ein Süßwasserfisch, der gesellig lebt und sich meist in Bodennähe in starker Strömung aufhält

9. Der Hasel ist ein kleinwüchsiger Vertreter der Karpfenfische.

10. Der Dreistachlige Stichling ist ein kleiner Fisch stehender oder langsam fließender Gewässer. Er ist unempfindlich gegenüber Gewässerbelastung und Sauerstoffgehalt und kann in Gewässern, in denen andere Fischarten nicht mehr leben können, große Populationen bilden.