Wer Boden versiegelt, sollte am besten an anderer Stelle Fläche entsiegeln. Das ist nicht immer möglich. Deshalb wird über andere Modelle des Ausgleichs nachgedacht.

Ditzingen - D er Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath ist weit davon entfernt, politisch in dasselbe Horn zu blasen wie die Politiker der Linken. Doch sowohl der als SPD-nah geltende Rathauschef als auch die Fraktion der Linken im Regionalverband haben in der jüngeren Vergangenheit mit ihren Äußerungen möglicherweise ein Nachdenken über neue Formen des Flächenausgleichs angeregt. Zwar sitzt Makurath für die SPD auch in der Regionalversammlung. Aber während er im Gemeinderat, seiner Aufgabe entsprechend, den Fokus auf seine Stadt legt, weitet die Fraktion in der Regionalversammlung den Blick über die Landkreisgrenzen hinweg.

 

Rathauschef blickt auf lokale Ebene

So weit war Makurath bisher tatsächlich nicht gegangen. Er verwies lediglich eins ums andere Mal darauf, dass zum Ausgleich für die Versiegelung nicht immer nur die Landwirte mit ihren Flächen herangezogen werden könnten. Diese deutlichen Hinweise, sich über Alternativen Gedanken machen zu müssen, mündeten unlängst im Ausschuss für Technik und Umwelt in einen Verwaltungsantrag, einen See im Oberen Glemstal anzulegen. Alternativ könnte ein Altarm des Flusses renaturiert werden. Einmütig votierten die Stadträte für die Aktivierung des Altarms. Die Stadträte positionieren sich quer durch die Fraktionen deshalb gegen einen See, weil dieser im Wesentlichen nur Wasser haben würde, wenn die Glems genug Wasser führe.

Die Verwaltung hatte dargelegt, dass sowohl bei der Anlage eines Natursees als auch bei der Aktivierung eines Flussabschnittes Ökopunkte gesammelt und damit zudem Retentionsflächen geschaffen werden könnten. Dabei handelt es sich um Flächen neben dem Fluss, die bei Hochwasser als Überflutungsfläche genutzt werden.

Nach dem Hochwasser im Jahr 2010, das Schäden in Millionenhöhe verursachte, hatte die Stadt schon einmal über Möglichkeiten im Oberen See diskutiert. Sie waren dann aber nicht weiter verfolgt worden. Der Fachplaner hatte aufgezeigt, dass es geeignete Flächen grundsätzlich am Wehr bei der Rotenmühle, bei dem von den Bogenschützen genutzten Gelände und auf Höhe des Kreisverkehrs gebe. Die beiden Letzteren werden nun ebenso wenig weiter geplant wie die Anlage eines Natursees.

Prüfauftrag an die Verwaltung

Im Planungsausschuss der Regionalversammlung haben sich derweil die Linken mit einem Prüfauftrag an die Verwaltung gewandt. Sie möge die Einführung eines „regionsweiten Kompensationsflächenmanagements nach dem Modell der Region Bodensee-Oberschwaben“ prüfen. Die dortige Regionalverwaltung argumentiert mit den bereits deutlich gestiegenen Preisen für landwirtschaftliche Grundstücke beziehungsweise Pachten. Dies könnte dazu führen, so ihre Befürchtung, dass beabsichtigte Vorhaben im Zweifel wegen des künftig „nicht mehr zu realisierenden Ausgleichs“ eventuell „nicht mehr umgesetzt werden können.“ Zumal die Summe der Ausgleichsmaßnahmen am Ende auch ein sinnvolles Ganzes, also einen Biotopverbund, ergeben sollten. Dort sollen 14 Kommunen im Verdichtungsraum Friedrichshafen-Ravensburg-Weingarten nebst den Randzonen kooperieren. Daneben sind auch die Landkreise Bodenseekreis und Ravensburg am Projekt beteiligt.

Derlei Überlegungen seien in der Regionalversammlung Stuttgart „auf reges Interesse gestoßen“, sagt die Verbandssprecherin. Immerhin soll in der Region auch geprüft werden, wie groß das Interesse der Kommunen an einer Kooperation ist.