Am 12. Oktober soll die Göppinger Fußgängerzone zur „Straße der Demokratie“ werden. Das Bündnis nazifrei, inzwischen ein Verein, plant ein politisches Bürgerfest.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Auf Randale, Gegröle und die üblichen Katz-und-Maus-Spiele zwischen Demonstranten, Gegendemonstranten und der Polizei hat das Bündnis Kreis Göppingen nazifrei am 12. Oktober keine Lust. Verstecken werden sich die Akteure des Zusammenschlusses an diesem Samstag, für den in der Hohenstaufenstadt ein halbes Dutzend Demonstrationen und Kundgebungen aus dem rechts- und linksextremen Lager angemeldet ist, allerdings nicht.

 

Das Bündnis nazifrei, das mittlerweile ein eingetragener Verein ist und dem, nach einer Vorprüfung durch das Finanzamt, demnächst die Gemeinnützigkeit bescheinigt werden dürfte, plant eine „Straße der Demokratie“, die sich als bunte und lebensfrohe Meile vom Marktplatz aus bis zur Geislinger Straße durch die gesamte Fußgängerzone ziehen soll.

Maier: Die Leute sollen in der Stadt etwas schönes erleben

Alex Maier, der bisherige Sprecher des Bündnisses und künftige Vereinsvorsitzende, erläutert das Konzept: „Wir wollen an diesem Tag keine Kundgebung im eigentlichen Sinne abhalten, auch wenn wir auf politische Inhalte natürlich nicht verzichten werden.“ Vorgesehen ist stattdessen eine „Veranstaltung mit Bürgerfestcharakter“. Zwischen 10 und 17 Uhr soll es deshalb neben Reden auch viele Musik- und womöglich auch Tanz- und Theaterdarbietungen geben. „Unsere Intention ist es dass die Leute, die an diesem Tag in die Stadt kommen, etwas schönes erleben“, sagt Maier.

Im Moment gehe das Bündnis noch davon aus, dass die Aufmärsche der rechten Gruppierungen, wie von der Stadtverwaltung angestrebt, verboten würden. „Ziehen die Gerichte da allerdings nicht mit, haben wir uns bereits darauf verständigt, dass wir zwar keine Verhinderungsblockade machen, aber dennoch klar und deutlich Flagge zeigen“, betont der Vereinsvorsitzende, zu dessen Stellvertreterin jüngst Stefanie Anger gewählt worden ist.

OB Guido Till spricht auf der „Straße der Demokratie“

Froh sei man innerhalb des Bündnisses nazifrei, dass der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till bereits zugesagt habe, an jenem Samstag auf der „Straße der Demokratie“ zu sprechen. „Wir haben auch die anderen demokratischen Parteien sowie deren Vertreter in den Gemeinderatsfraktionen und einige weitere Organisationen angefragt“, fährt Maier fort. Die Reaktionen darauf stünden allerdings noch aus. Dass die Stadt bereits am Abend zuvor öffentlich Stellung zu den geplanten radikalen Umtrieben nehmen möchte, stelle aus Sicht des Bündnisse dabei absolut kein Problem dar. „Ganz im Gegenteil, wir unterstützen das, und halten es für gut schon vorher zu mobilisieren, zu agieren und nicht nur zu reagieren“, betont Maier. „Je mehr Leute da kommen und mitmachen, umso besser ist es“, ergänzt er.

Dass eine derartige Wachsamkeit geboten sei, auch wenn die Polizei immer davon spreche, dass es in Göppingen nur einige wenige Aktivisten gebe, habe sich erst wieder am vergangenen Mittwoch gezeigt, sagt der Bündnis-Vorsitzende. In der Tat hat an jenem Abend ein kleines Häufchen aus den Reihen der Autonomen Nationalisten versucht, auf dem Marktplatz zu demonstrieren – bis eben die Polizei eingeschritten ist.