Ein von der Stadt beauftragtes Planungsbüro schlägt vier Flanierrouten durch den Stadtbezirk vor. Dem Bezirksbeirat fehlen die Uhlandshöhe und die Verbindung zum Fluss.

S-Ost - Im Stadtbezirk Stuttgart-Ost sollen - wie in allen anderen Innenstadtbezirken auch – sogenannte Flanierrouten ausgewiesen werden. Das Büro Planersocietät Dortmund hat im Auftrag der Stadt zusätzlich zu den Hauptfußwegen für den Osten vier solcher Routen vorgeschlagen. Die Mitglieder des Bezirksbeirats sind von den Vorschlägen nicht ganz überzeugt gewesen. Flanieren bedeutet „ohne ein bestimmtes Ziel langsam spazieren gehen“ (Duden) oder „langsam, ohne besonderes Ziel umherschlendern“ (Wiktionary). Das kann man im Stuttgarter Osten ohne Zweifel in ganz unterschiedlichen Stadtteilen auf ganz unterschiedlichen Wegen. Die vorgeschlagen Flanierrouten sind aber eher zielgerichtet. Rotenbergstraße bis Eugensplatz Diese Route lädt zu einem Spaziergang durch eine der vermutlich längsten Mittelalleen der ganzen Stadt hinauf zur Haußmannstraße und weiter zum Eugensplatz ein. Als Start und/oder Ziel bietet sich die Friedenau an. Das Restaurant-Theater mit dem umtriebigen Wirt Georg Chatzitheodoru ist nicht nur im Osten bekannt und ein beliebter Treffpunkt. Von dort, in Sichtweite des Gaskessels, geht es fast kerzengerade und immer leicht ansteigend die Rotenbergstraße hinauf bis zum Urachplatz. Der Weg führt vorbei an Einrichtungen wie dem Stadtmedienzentrum, dem Wohncafé Ostheim oder dem alteingesessenen Firmensitz des Textilunternehmens ISCO-Ammann zur Großbaustelle des neuen Trinkwasserbehälters Kanonenweg direkt am Urachplatz. Dort bewegt man sich dann in anthroposophischer Höhenlage mit bester Aussicht auf den Talkessel die Haußmannstraße entlang, vorbei an der ersten Waldorfschule der Welt und der Stuttgarter Jugendherberge zum Eugensplatz, der schon zum Stadtbezirk Stuttgart-Mitte gehört. Dort angekommen, hat man gut 2,5 Kilometer oder mehr als 5000 Schritte geschafft. Wer zügig läuft, braucht eine gute halbe Stunde, wer tatsächlich mit Muße flaniert entsprechend länger. An der Eugenstaffel gibt es Anschluss zur nächsten Flanierroute.

 

Kernerplatz bis Ostendplatz Steigt man die Stufen der Eugensstaffel hinunter bis zur Urbanstraße auf Höhe der Musikhochschule, kann man auf einer Mitte-Flanierroute bis zum Kernerplatz gelangen und von dort auf der Landhausstraße direkt in die nächste Ost-Flanierroute einsteigen. Der Weg führt im weiten Bogen der Landhausstraße oberhalb des Stöckach vorbei zum historischen und schön sanierten Gebäude der Grund- und Werkrealschule Ostheim weiter zum Lukasplatz mit der weithin sichtbaren Lukaskirche. Dort kreuzt die Rotenbergstraße und damit die zuvor beschriebene Flanierroute. Am Ostendplatz wird die Landhausstraße von der Flanierroute zum Hauptfußweg der dann durch Gaisburg weiter in Richtung Wangen führt.

Kurze Routen Die beiden anderen bisher vorgeschlagenen Flanierrouten durch den Stuttgarter Osten sind deutlich kürzer. Die eine führt durch den alten und neuen Teil der Klingenbachanlage vom Startpunkt an der Kreuzung Gablenberger Hauptstraße und Talstraße hinunter fast bis zum Gaskessel, Die andere Route führt in der Verlängerung der Ostendstraße durch den Park der Villa Berg mitten in den Stadtteil Berg zu den Mineralbädern mit Anschluss an den Unteren Schlossgarten.

Die Planersocietät Dortmund hat im Auftrag des Referats Strategische Planung und Nachhaltige Mobilität der Landeshauptstadt insgesamt 14 Hauptfußwege und 16 Flanierrouten im Stadtgebiet definiert. Ziel ist, Wege zu finden, die zum Zufußgehen einladen und so auch Anregungen für ein verändertes Mobilitätsverhalten der Stuttgarter geben.

Der Bezirksbeirat Stuttgart-Ost stimmte den vorgeschlagenen Routen zwar bei drei Enthaltungen zu, übte aber auch Kritik. So sei zum Beispiel die bei Spaziergängern durchaus beliebte Uhlandshöhe komplett ausgespart. Vor allem aber gebe es auch bei diesen Flanierrouten keinerlei Verbindung zum Neckar. Drei der Routen enden zwar alle in der Nähe des Gaskessels, dann ist aber Schluss. Daran sollte nach dem Willen des Bezirksbeirats noch gearbeitet werden.