Um ein würdevolles Flaschensammeln zu ermöglichen, werden ein halbes Jahr lang an neun Abfalleimern in der Stadt Pfandringe getestet. Danach soll ausgewertet werden, ob die positiven oder negativen Aspekte überwiegen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Die kühlen Monate sind generell eine harte Zeit für Flaschensammler. Während im Sommer doch einige Wiesen, Treppen und Bänke für kleinere und größere Trinkgelage mit oder ohne alkoholhaltige Getränke genutzt werden, wird im Winter deutlich weniger draußen konsumiert. Das bedeutet auch: Die Flaschensammler müssen mehr wühlen, um in den zahlreichen Mülleimern auf eine Pfandflasche zu stoßen. Dies soll sich nun ändern – zumindest testweise.

 

„Wir haben an neun Standorten Mülleimer mit Pfandringen ausgestattet“, sagt Thomas Heß, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Stuttgart. Die schlumpfblauen Ringe bieten jeweils Platz für fünf Flaschen, allerdings sind an den meisten Abfalleimern jeweils zwei Ringe angebracht. „Wir wollen ein würdevolles Flaschensammeln ermöglichen“, so Heß. Bisher würden die Pfandsammler mit Stöcken, selbst gebastelten Gerätschaften oder den bloßen Händen sämtliche Mülleimer durchwühlen müssen, um auf Pfandflaschen im Wert von acht, 15 oder 25 Cent zu stoßen.

AWS befürchtet auch negative Folgen der Pfandringe

Schon vor zwei Jahren hatte der Jugendrat Pfandringe für die Innenstadt gefordert. Damals lehnte die städtische Abfallwirtschaft ab, da die Ringe zu teuer und zu aufwendig seien. Politisch hat sich seitdem zwar nichts geändert, aber das Start-Up-Unternehmen „WeWant“ hat sich der Sache angenommen. Die Firma hat es sich zum Ziel gesetzt, Verbesserungsvorschläge von Bürgern direkt an die Verantwortlichen in Kommunen und Firmen weiterzuleiten. „Der Zuspruch für die Pfandringe auf unser Plattform war groß“, sagt Volker Schurr, Marketing-Chef von WeWant.

Für ein halbes Jahr zieren nun Pfandringe neun Mülleimer in drei Stadtbezirken – fünf davon stehen in der Innenstadt. Die Kosten für die halbjährige Testphase belaufen sich laut AWS auf rund 5000 Euro. Die Nutzung der Pfandringe wird von WeWant und AWS dokumentiert und ausgewertet. Neben dem positiven sozialen Aspekt gibt es auch einige Unsicherheiten: „Es ist zu befürchten, dass unbepfandete Glasflaschen aus dem Ring genommen werden und auf dem Boden zerschlagen werden“, sagt Heß. Dies würde ein großes Verletzungsrisiko für Passanten und Radfahrer bedeuten. Eine weitere Befürchtung: „Die Softdrinkflaschen ziehen Wespen und Bienen an.“ Und dann müsse man hoffen, dass durch die neuen Bedingungen sich weiterhin nur die wirklich Bedürftigen an den Pfandflaschen bedienen.