Die Kosten sollen innerhalb von zwei Jahren um 400 Millionen Euro sinken. Stellenstreichungen mag Vorstandsmitglied Wolfgang Bernhard zumindest nicht ausschließen.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern will in der Lastwagensparte die Kosten bis Ende 2018 um 400 Millionen Euro senken. Grund dafür sei die nachlassende Konjunktur auf vielen Märkten, sagte ein Sprecher und bestätigte einen Bericht der Wirtschaftszeitung „Handelsblatt“. Obwohl die Nachfrage in Europa noch anzieht, rechnet Daimler im Lastwagengeschäft im Gesamtjahr 2016 mit einem Gewinn deutlich unter Vorjahr. Im bisherigen Jahresverlauf hat Spartenchef Wolfgang Bernhard eine Umsatzrendite von 6,5 Prozent verbucht; die Zielmarke liegt aber bei acht Prozent. Kopfzerbrechen bereitet den Stuttgartern ein Szenario, in dem auch die europäischen Märkte im kommenden Jahr schwächeln, ohne dass sich andernorts eine Erholung abzeichnet.

 

Ein Programm zur dauerhaften Senkung der Kosten um 1,6 Milliarden Euro wurde bereits bis Ende 2014 umgesetzt. Ein Nachfolgeprogramm gab es zunächst nicht; Bernhard hatte noch im Juni gesagt: „Wir brauchen kein zusätzliches Programm. Wir sind gut aufgestellt, um weiter profitabel zu wachsen.“ Der Daimler-Vorstand sagte jetzt dem „Handelsblatt“, dass er dabei einen Stellenabbau in der Sparte mit gut 86 000 Mitarbeitern (Stand Ende 2015) nicht ausschließen könne. Entlassungen sind freilich aufgrund einer Betriebsvereinbarung zur Zukunftssicherung bis Ende 2020 nicht möglich.

Auch Einkauf und Entwicklung kommen auf den Prüfstand

Bei der Veranstaltung im Juni haben Bernhard und der Mercedes-Lastwagenchef Stefan Buchner eine Reihe von Maßnahmen vorgestellt, die auch ohne ein offizielles Sparprogramm zur Verbesserung der Ertragssituation führen sollen. So will der Konzern die Zahl der produzierten Modellvarianten drastisch einschränken. Bisweilen werden noch alte und neue Modelle parallel produziert, zum Beispiel Atego und Actros. Nach Buchners Worten soll die Fertigungszeit je Fahrzeug innerhalb von zwei Jahren um ein Viertel gesenkt werden. Ansetzen will der Markenchef bei der Neuordnung der Produktionsabläufe. Der logistische Aufwand in der Montage ist aus Sicht des Managements unnötig groß. Das neue Sparprogramm konzentriert sich allerdings nicht auf das zentrale Montagewerk Wörth. Entwicklung, Einkauf und die Werke, in denen Mercedes-Benz die Antriebsaggregate fertigt (Mannheim, Gaggenau und Kassel), werden ebenso einbezogen. So steht zum Beispiel die Zahl der externen Dienstleister wie Ingenieurbüros auf dem Prüfstand.

Nach den aktuellen Quartalszahlen, die Ende Oktober veröffentlicht wurden, ist der Absatz der Lastwagensparte um 15 Prozent auf gut 310 000 Fahrzeuge zurückgegangen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sank um 18 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr zeichnet sich für Nordamerika ein Minus von 15 Prozent ab; gleiches gilt für Indonesien. Der brasilianische Markt, so heißt es, dürfte um 25 Prozent absacken. In Russland geht es – anders als in der Türkei – zumindest nicht mehr weiter abwärts, und China erholt sich nach einem kräftigen Rückgang im Jahr zuvor.

Die chinesische Regierung muss noch zustimmen

Auf dem chinesischen Markt will der Konzern im Jahr 2020 mit seiner Premiummarke Mercedes-Benz und dem Topmodell Actros antreten, das bisher nur in einer überschaubaren Zahl von Fällen importiert wird. Bisher produzieren die Stuttgarter auf dem größten Lastwagenmarkt der Welt in einem Gemeinschaftsunternehmen zusammen mit dem lokalen Hersteller Foton Fahrzeuge der Marke Auman. Auch den Actros will Daimler zusammen mit Foton fertigen, da in der Autoindustrie in China ausländische Hersteller gezwungen sind, ein Gemeinschaftsunternehmen zu bilden. Dafür wiederum ist eine staatliche Genehmigung erforderlich. Den vergleichsweise langen Vorlauf erklärt ein Daimler-Sprecher damit, dass vor Ort eine Zulieferstruktur aufgebaut werden muss; eine reine Montage kommt für die Chinesen nicht infrage. Gedacht ist zunächst an fünfstellige Stückzahlen.