Die Kennzeichnung von Fleisch muss verbessert werden. Wunder sind davon aber nicht zu erwarten, meint StZ-Redakteur Werner Ludwig.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Berlin - Egal ob es um Geldanlage, Autos oder eben Nahrungsmittel geht – mündige Verbraucher müssen wissen, woran sie bei einem bestimmten Produkt sind. Allerdings gibt es mittlerweile so viele echte und vermeintliche Qualitätssiegel, dass damit oft das Ziel konterkariert wird, dem Kunden eine schnelle Orientierung zu ermöglichen. Der Vorschlag der Verbraucherzentralen, dem Wirrwarr bei der Fleischkennzeichnung mit einer einheitlichen, vom Staat kontrollierten Deklaration zu begegnen, geht deshalb in die richtige Richtung.

 

Auch beim Kauf eines neuen Kühlschranks schauen die Kunden schließlich auf das gesetzlich vorgeschriebene Energielabel – auch wenn es da in Sachen Übersichtlichkeit noch etwas Luft nach oben gibt. Warum sollten sie nicht beim Fleischkauf auf einen Blick erkennen können, unter welchen Bedingungen das dafür getötete Tier gehalten wurde?

Die von Handel, Fleisch- und Landwirtschaft ins Leben gerufene Tierwohl-Initiative, die Verbesserungen in den Ställen mit einer fast schon homöopathischen Abgabe von vier Cent pro Kilo Fleisch honoriert, bietet diese Art von Transparenz leider nicht. Das erschwert die Kommunikation mit den Kunden massiv.

Doch auch ein staatlich verordnetes Fleischsiegel analog zur Eierkennzeichnung wird keine Wunder bewirken. Dass viele Verbraucher bei Befragungen angeben, sie wären gerne bereit, mehr für Fleisch aus tierfreundlicheren Ställen zu zahlen ist erfreulich. Es sind aber Zweifel angebracht, ob die breite Masse der Bürger diesem hohen moralischen Anspruch auch dann gerecht wird, wenn sie als Konsumenten anonym am Fleischregal stehen. Einen Versuch wäre der Vorstoß der Verbraucherschützer dennoch wert. Denn die Bedingungen in den Ställen sind längst nicht überall so, wie sie sein sollten. Dieser Ansicht ist auch der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik des Bundeslandwirtschaftsministerium, der die landwirtschaftliche Tierhaltung in ihrer derzeitigen Form in vielen Bereichen für „nicht zukunftsfähig“ hält. Doch die Bundesregierung sträubt sich dagegen, das in konkrete Politik umzusetzen – etwa durch eine stärkere Gewichtung von Tierschutz und Ökologie in der Agrarförderung.