Der Göppinger Oberbürgermeister will beweisen, dass ausländische Akademiker in die Verwaltung passen. Zaher Mohsen und Sandra Karakak dienen dafür als gute Beispiele.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Voller Stolz hat der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till zwei neue Mitarbeiter der Stadtverwaltung präsentiert, die vor Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen waren. Das Experiment sei geglückt, sagte Till, der sowohl der IT-Fachfrau Sandra Karakak aus dem Irak wie dem syrischen Architekten Zaher Mohsen nach einer einjährigen Einarbeitungsphase eine unbefristete Beschäftigung angeboten hat.

 

Beide Akademiker waren über eine Empfehlung der Arbeitsagentur Göppingen zu ihrer neuen Tätigkeit gelangt, nachdem sie in Deutschkursen bereits das Sprachniveau B 1 erreicht hatten. Das sei eine wichtige Voraussetzung für jede Beschäftigung, erklärte Till und ergänzte: „Wir wollen mit unserem Projekt anderen Arbeitgeben Mut machen.“ Till wirbt für mehr Offenheit gegenüber arbeitssuchenden Flüchtlingen. Das Integrationsbeispiel zeige, dass auch Akademiker aus den Kriegsgebieten hier beschäftigt werden könnten. Till räumte allerdings ein, dass die Agentur damals keine weiteren Bewerber zur Auswahl hatte und sich für die Beschäftigung im Arbeitsgebiet Recht kein Jurist mit Fluchthintergrund finden ließ.

Ein deutlich größeres Arbeitskräftepotenzial bei Flüchtlingen vermutet Till dagegen im handwerklichen Bereich. Hier sei eine Vermittlung in Arbeit entsprechend einfacher, mutmaßte der Verwaltungschef und erinnerte an den Praxistest, den die Göppinger Kreishandwerkerschaft zur Feststellung der Kompetenzen ausländischer Bewerber eingeführt hat.

Mohsen will beim Wiederaufbau seiner Heimat helfen

Im Falle der Göppinger Stadtverwaltung waren die beiden Bewerber während der Einarbeitungsphase zunächst als Praktikanten beschäftigt worden, daran schloss sich ein auf ein Jahr befristetes Arbeitsverhältnis an. Weil die beiden Mitarbeiter „kompetent und unglaublich interessiert, fantastisch angekommen und hoch beliebt“ seien, möchte der Oberbürgermeister die beiden Aushängeschilder für geglückte Integration gerne auf Dauer im Rathausteam beschäftigen.

Ein Angebot, das Sandra Karakak offenbar gerne angenommen hat, während Zaher Mohsen den Master in Stadtplanung anstrebt, sobald seine Zulassung als Architekt in trockenen Tüchern ist. Der 29-jährige möchte sich damit fit machen für die Rückkehr und den Aufbau seiner im Bürgerkrieg zerbombten Heimat. Der junge Mann hatte bereits 2009 im Rahmen eines Austauschprogramms seiner Universität einige Monate an der Hochschule Nürtingen verbracht. Nach seinem Bachelor in Damaskus wurde er nach Kriegsbeginn verhaftet und von der Familie frei gekauft. Er entschloss sich zur Flucht über das Mittelmeer zu seinem in Göppingen lebenden Bruder. Dagegen möchte die 27-jährige IT-Fachfrau Karakak nicht über die traurige Geschichte ihrer Flucht mit der Familie aus Bagdad sprechen. Sie wünscht sich ein Leben in Würde und freut sich, dass der ältere Bruder in Göppingen als Tischler arbeitet und der jüngere eine Ausbildung zum Mechatroniker absolviert.