In einem Brief fordert das Landratsamt die Gemeinden auf, Plätze für bis zu 300 Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Da es um kurzfristige Lösungen geht, sind nicht nur Standorte für Hallen gefragt, sondern auf für Zelte.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Anfang dieser Woche hat alle Rathäuser in den 44 Kommunen im Kreis Esslingen ein Brief aus dem Landratsamt erreicht. Die neue Stellvertreterin des Landrats Heinz Eininger, Marion Leuze-Mohr, hat darin noch einmal darauf hingewiesen, dass kurzfristige Lösungen für die vorläufige Unterbringung von Flüchtlingen gefunden werden müssen. „Dafür benötigt der Kreis dringend geeignete Flächen in den Kommunen, auf denen Notmaßnahmen zur Unterbringung von 100 bis 300 Flüchtlingen pro Standort kurzfristig umgesetzt werden können“, heißt es im Schreiben.

 

Wie die Notunterkunft dann aussehe, hänge von den Rahmenbedingungen ab. Leuze-Mohr: „So ist beispielsweise vorstellbar, für einen festgelegten Zeitraum ein Zelt oder eine Traglufthalle aufzustellen.“ Auch Baucontainer seien denkbar, allerdings brauche man dafür längere Vorbereitungszeiten, weil für den Bau solcher Unterkünfte ein baurechtliches Verfahren notwendig sei.

Die gesuchten Flächen sollten einen befestigten Untergrund haben, erschlossen sein und bei einer Mindestbreite von 20 Metern zwischen 1500 und 4500 Quadratmeter groß sein. Geeignet seien freie Flächen in Gewerbegebieten, die örtlichen Festplätze oder größere Parkplatzanlagen.

Bereits vor der Sommerpause hatte der Landrat Heinz Eininger alle Bürgermeister aufgefordert, dem Kreis weitere Standorte für Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Dabei hatte er den Aufbau von winterharten Zelten und Traglufthallen ins Spiel gebracht. Zudem hatte er die Ratschefs zu einem Runden Tisch zur Asylproblematik am 25. September ins Landratsamt eingeladen. Doch bis dahin will der Kreis nun nicht mehr warten.

„Zahlenspiele bringen nichts. Wir müssen ganz einfach schnellstmöglich Notunterkünfte schaffen“, betont Peter Keck, der Sprecher des Landratsamts. Die Ankündigung der Bundesregierung, dass Deutschland bereits in diesem Jahr rund 800 000 Flüchtlinge aufnehmen wird, zeige, dass die Kapazitäten an geeigneten Unterkünften trotz zahlreicher Anstrengungen nicht annähernd ausreichen werden, um die dem Kreis zugewiesenen Menschen aufzunehmen.

In Esslingen reagiert die Stadtverwaltung zunächst zurückhaltend auf die neuen Vorschläge. Natürlich werde man weiterhin eng mit dem Landratsamt zusammenarbeiten. Die Stadt werde aber auch versuchen, an dem dezentralen Konzept der Flüchtlingsunterbringung festzuhalten. Man sei bereit, die bereits geplanten Unterkünfte mit mehr Flüchtlingen zu belegen als ursprünglich angekündigt. Darüber hinaus werde man dem Kreis weitere potenzielle Flächen für weitere Unterkünfte in den Stadtteilen melden. Dabei sei es nicht ausgeschlossen, dass der ein oder andere Stadtteil eine zweite Unterkunft zugewiesen bekomme. Über Zeltlösungen habe man bisher nicht nachgedacht.

Da scheinen andere Kommunen schon weiter zu sein. Zumindest in einem Fall, so erzählt Peter Keck, sei man in engem Kontakt wegen des Baus einer Traglufthalle. Den Namen der Kommune will der Landratsamtssprecher nicht nennen.