In der kommenden Woche ziehen die ersten Flüchtlinge in die neuen Unterkünfte im Neckarpark ein. 243 Plätze wurden dort geschaffen. Auch das Liebfrauenheim auf dem Seelberg soll für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden .

Bad Cannstatt - In der kommenden Woche ziehen die ersten Flüchtlinge in die neuen Unterkünfte im Neckarpark ein. 243 Plätze wurden dort im Eilverfahren geschaffen, erst Ende 2013 hatte der Gemeinderat beschlossen, an sechs Standorten Systembauten hochzuziehen. Im Neckarpark rechne man zunächst mit zwei mal 70 Personen, sagte Stefan Spatz, der Leiter des Sozialamts, am Mittwoch im Bezirksbeirat. Über die genaue Belegung könne er noch nichts sagen, da die Zuteilung auf die einzelnen Kommunen immer sehr kurzfristig erfolge.

 

Die Betreuung der Asylbewerber im Neckarpark wird die Caritas übernehmen. Vier hauptamtliche Mitarbeiter werden vor Ort sein, unterstützt von vielen freiwilligen Helfern. „Wir haben hier in Cannstatt 63 Ehrenamtliche, die sich für die Flüchtlinge im Neckarpark engagieren wollen“, sagte Fritz Weller vom Caritasverband.

Auch die Nähe zum Stadion macht den Mitarbeitern Sorgen

Auch wenn sich alle über dieses große Interesse freuen, gibt es sowohl bei den Mitarbeitern der Caritas als auch bei den Bezirksbeiräten nach wie vor Bedenken gegen die Unterkunft im Neckarpark. „Der Standort ist von uns von Anfang an für problematisch erachtet worden“, sagte Walter Opfermann (CDU). Tatsächlich hatte der Bezirksbeirat dem Vorhaben Ende 2013 nur mit knapper Mehrheit und mangels einer Alternative zugestimmt.

„Eine bessere Anbindung wäre schön“, sagte auch die Caritas-Mitarbeiterin Yvonne Rixecker. Der Weg ins Zentrum sei weit und gerade in der Dunkelheit für Menschen, die zum Teil traumatisiert seien, nicht leicht zu bewältigen. Um in diesem Punkt für eine Verbesserung zu sorgen, verabschiedete der Bezirksbeirat einstimmig einen Antrag der Grünen. Darin fordert die Fraktion, von der Unterkunft zur Morlockstraße einen beleuchteten Gehweg anzulegen.

Doch die abgelegene Lage ist nicht das einzige Problem, auch die Nähe zum Stadion macht den Mitarbeitern Sorgen. Sie fürchten Konfrontationen mit Fans aus dem rechten Lager. Sozialamtsleiter Spatz erklärte, dass es hierzu einen Vororttermin mit der Polizei gegeben habe. Die Polizei sehe aber kein „besonderes Gefährungspotenzial“. Dennoch habe man sich dazu entschieden, einen Zaun zu ziehen, um vermeintliche Störenfriede auf Abstand zu halten.

Kleinere Brandschutzmaßnahmen stehen noch aus

Neben dem Neckarpark ging es im Bezirksbeirat noch um einen weiteren Standort. Im Liebfrauenheim auf dem Seelberg könnten möglicherweise schon Ende des Jahres Flüchtlinge einziehen, sagte Axel Wolf vom Amt für Liegenschaften und Wohnen. 122 Plätze sollen in dem leer stehenden Gebäude geschaffen werden. „Der Eigentümer hat uns angeboten, dass wir es für fünf Jahre anmieten können“, so der Amtsmitarbeiter. Kleinere Brandschutzmaßnahmen ständen noch aus. Wolf betonte, dass das Vorhaben genehmigungsfähig sei, auch wenn in einem Schreiben einer Anwaltskanzlei, das an einige Gemeinderäte verschickt wurde, das Gegenteil behauptet werde.

Das Schreiben ist nicht die einzige Form der Stimmungsmache, die es derzeit im Viertel gibt. Ein dubioses Flugblatt mit dem Titel „Asyl-Irrsinn in Deutschland: Kirche hat für 122 Flüchtlinge Wohnungen, keine für Studenten“, ist ebenfalls in Umlauf. Die Bezirksbeiräte zeigten hierfür keinerlei Verständnis. Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler betonte, dass es in Bad Cannstatt eine Willkommenskultur gebe. Im Unterschied zum Neckarpark erntete die Verwaltung für die Wahl des Liebfrauenheims als Flüchtlingsunterkunft Zustimmung. Der Grünen-Bezirksbeirat Peter Mielert sprach von einem „zentral gelegenen und gut integrierten Standort“.

Plätze
: Die kontinuierlich ansteigenden Flüchtlingszahlen veranlassen die Landeshauptstadt Stuttgart, im Jahr 2015 noch einmal 452 zusätzliche Plätze für Asylbewerber zu schaffen.

Gebäude:
Hierzu sollen vier Objekte in Bad Cannstatt (das Liebfrauenheim), Zuffenhausen, im Westen und in Vaihingen gemietet und zwei Gebäude in Weilimdorf in Systembauweise errichtet werden.

Prognose:
Laut der aktuellen Prognose geht die Stadt von rund 4000 Flüchtlingen aus, die Ende 2015 in Unterkünften in Stuttgart leben werden. Besonders viele kommen aus Syrien.