Die Kreise stehen nicht mehr alleine bei der Unterbringung. Doch sie müssen zusammen mit den Kommunen schauen, dass sie die Flüchtlinge in das örtliche Leben zügig einbinden, meint StZ-Redakteurin Carola Fuchs.

Stuttgart - Noch vor Kurzem haben sich die Landräte in der Region Stuttgart doch reichlich allein gelassen gefühlt. Vor dem ersten Flüchtlingsgipfel des Landes im vergangenen Herbst beklagten die Kreisverwaltungen in Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und in Waiblingen mehr oder weniger offen die vornehme Zurückhaltung ihrer Kreisgemeinden bei der Suche nach Unterkünften. Und von Land und Bund vermissten sie unter anderem finanzielle Unterstützung.

 

Doch mittlerweile helfen mehr Städte und Gemeinden in der Region mit, den zahlreichen Neuankömmlingen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. Dass die Oberbürgermeister im Kreis Esslingen ihrem Landrat vorige Woche schriftlich ihre Mitarbeit bei der sozialen Betreuung und Beratung angeboten haben, ist ein wichtiges Signal, schließlich geht es um eine Kraftanstrengung aller. Beim zweiten Flüchtlingsgipfel wird dennoch weiter über die Unterbringungsnöte der Kreise zu reden sein. Zu besprechen ist aber auch, wie man den Flüchtlingen rascher als jetzt zu einem eigenständigen Leben verhilft.

Dazu müssen sie schnell Deutsch lernen und beruflich Fuß fassen können. Vor allem müssen sie viel zügiger erfahren, ob sie in Deutschland bleiben können oder nicht. 18 Monate dauert es im Durchschnitt, bis ein Asylantrag entschieden ist. Das ist zu lange, übrigens gleichgültig, ob jedem Asylbewerber viereinhalb oder sieben Quadratmeter Platz zustehen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sollte doch noch daran denken, die Einführung des größeren Platzanspruchs angesichts der Raumnot um ein Jahr auf 2017 zu vertagen. Das verschafft den Kreisen Luft, die sie brauchen, um ihren neuen Bürgern zu helfen.