Zwei rivalisierende Flüchtlingsgruppen haben sich am Donnerstagabend in der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen mit Steinen beworfen. Dabei wurden fünf Asylbewerber und ein Polizist verletzt. Die Polizei konnte eine Massenschlägerei zwischen den Flüchtlingen verhindern.

Ellwangen - Die Polizei hat eine drohende Massenschlägerei zwischen zwei rivalisierenden Flüchtlingsgruppen in der Landeserstaufnahmestelle (Lea) in Ellwangen (Ostalbkreis) verhindert. Vom Dach einer Unterkunft aus warfen mehrere Menschen Steine, fünf Asylbewerber und ein Beamter wurden verletzt. Am Freitagmorgen wurden rund 30 Flüchtlinge in andere Unterkünfte gebracht, um den Konflikt zu entschärfen. „Etwas Vergleichbares gab es in dieser Form hier noch nicht“, sagte ein Polizeisprecher. Auch der stellvertretende Leiter der Lea, Roland Herzog, sprach von einem außergewöhnlichen Vorfall. Konsequenzen sollen Anfang nächster Woche besprochen werden.

 

Auslöser war nach Erkenntnissen der Ermittler ein Streit unter zwei Männern aus Syrien und Algerien in der Schlange für die Essensausgabe am Donnerstag gegen 21.20 Uhr. Wegen des muslimischen Fastenmonats Ramadan habe diese so spät stattgefunden, allerdings gab es auch eine im Tagesverlauf. Bei dem Streit habe der Syrer eine leichte, oberflächliche Schnittwunde erlitten, sagte der Polizeisprecher.

Beide Kontrahenten bekamen daraufhin nach Darstellung des Sprechers und von Herzog Hilfe von ihren jeweiligen Landsleuten. Schließlich verfolgten bis zu 100 Syrer die Algerier in deren Unterkunft. 30 Algerier kletterten auf das Dach des ehemaligen Kasernengebäudes und warfen mit den dort liegenden Steinen in die Menge. Die sechs Getroffenen hätten eher leichte Verletzungen erlitten, sagte der Polizeisprecher. Die Syrer skandierten zwar Parolen in ihrer Landessprache, verhielten sich aber weitgehend friedlich.

Dutzende Polizisten konnten schließlich schlichten

Dutzende Polizisten konnten schließlich schlichten, umstellten jedoch die ganze Nacht lang die Unterkunft der Algerier. Am Morgen hätten Busse die 30 Männer in vier Flüchtlingsunterkünfte in Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg und Meßstetten (Zollernalbkreis) gefahren, sagte Herzog. So sollen etwaige „Gruppeneffekte“ möglichst vermieden werden. Sanktionen wie Taschengeldentzug gebe es für die Algerier nicht. „Aber eventuell bekommen sie Probleme im Asylverfahren.“

Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) sagte: „Aggressionen und Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich können überall und jederzeit auftreten, ohne dass es mit Ethnie oder Migrationshintergrund zu tun hat.“ Sie verwies unter anderem auf die derzeit sehr beengten Verhältnisse in den Aufnahmestellen.

In Ellwangen sind laut Herzog derzeit 1200 bis 1300 Flüchtlinge untergebracht. Geplant war mit einer Kapazität von 500, in der Spitze 1000 Plätzen. 20 Sicherheitsleute einer Privatfirma arbeiten auf dem Gelände. Ob der Vorfall eine einmalige Sache war oder strukturelle Probleme behoben werden müssen, solle am Montag besprochen werden.