Rund 250 weitere Flüchtlinge sollen Unterschlupf in Stuttgart-Nord finden, im Hauptgebäude des Bürgerhospitals, allerdings lediglich interimsweise.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Im Bürgerhospital werden mehr Flüchtlinge untergebracht, als ursprünglich gedacht. Rund 250 Asylbewerber sollen im Hauptgebäude eine Unterkunft finden, nachdem das Krankenhaus ins Katharinenhospital umgezogen ist. Das soll Ende Juli der Fall sein.

 

Rund 3600 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge müsse die Stadt schaffen, erklärte Günter Gerstenberger vom städtischen Sozialamt, da das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Prognose erhöht hatte: Von 207 auf 307 steigt die Zahl der Flüchtlinge, die Stuttgart monatlich zugewiesen bekommt.

Für rund 12 bis 18 Monate sollen die 250 Flüchtlinge also im Hauptgebäude auf dem Bürgerhospital-Areal unterkommen, es sei also nur temporär als Unterkunft gedacht. Danach sollen erweiterte und neue Systembauten in anderen Stadtbezirken fertig sein, so dass die Menschen umsiedeln können. Die Entscheidung dazu muss vom Gemeinderat noch vor der Sommerpause gefällt werden. „Das Klinikum räumt das Gebäude bis Mitte Juli“, erklärte Axel Wolf, Gerstenbergers Kollege vom Sozialamt. Ende August, Anfang September könne dann belegt werden – bis dahin müssen Sanitäranlagen eingerichtet und die Brandschutzauflagen erfüllt werden.

Bisher sind bereits zwei Flüchtlingsgruppen im Bezirk untergebracht: einmal rund 120 Menschen im Heim an der Nordbahnhofstraße, und rund 220 ebenfalls auf dem Bürgerhospital-Areal. Ersteres wird von der Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt (AGDW) und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betreut, letzteres von der Caritas. Für beide Unterkünfte gibt es bereits Freundeskreise, in denen sich ehrenamtliche Helfer engagieren. „Wir hoffen, die Zahl der Ehrenamtlichen im Bezirk erhöhen zu können“, so Axel Wolf.

Turnhallenbelegung zukünftig nicht ausgeschlossen

Was zukünftig passieren soll, wenn die Flüchtlingszahlen weiter ansteigen, wollte Ralph Wöhrle (Grüne) wissen. „Müssen wir mit der Belegung von Turnhallen rechnen?“ Axel Wolf antwortete: „Bisher ist unser Weg ein anderer. Wir setzen alles daran, dass es nicht dazu kommt.“ Verbindlich zusagen könne das aber niemand. Dass die Bezirksbeiräte dieser erneuten Unterbringung im Bezirk zustimmten, mag wohl auch daran gelegen haben, dass sie lediglich temporär sein soll. Denn 2013 hatten sie den Beschluss gefasst, dass der Bezirksbeirat sich immer bereit gezeigt habe, seinen Teil beizutragen, sich aber nicht in der Lage sehe, weitere Zuweisungen zu tragen. Damals hatte die Verwaltung entschieden, zusätzliche 90 Flüchtlinge auf dem Bürgerhospital-Gelände unterzubringen, ohne den Bezirksbeirat zuvor darüber zu informieren.

Die damalige Bezirksvorsteherin Andrea Krueger sagte seinerzeit: „Dass die Not groß ist, wissen wir. Aber die Stadt besteht nicht nur aus dem Bezirk Nord. Vorübergehend schaffen wir die 90 vielleicht, aber nicht auf Dauer. Wir kennen die soziale Umgebung, wir kennen die Strukturen. Und die sind nicht beliebig belastbar.“