In Schwieberdingen will das Land möglicherweise eine Unterkunft für 1500 Flüchtlinge einrichten. Offenbar ist der Eigentümer eines Möbelhauses auf das Land zugegangen und hat seine Immobilie zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten.

Schwieberdingen - In Schwieberdingen (Kreis Ludwigsburg) wird derzeit viel spekuliert. Seit das Land der Kommune vor Kurzem mitgeteilt hat, dass es die Unterbringung von Flüchtlingen in einem Möbelhaus im Schwieberdinger Gewerbegebiet prüft, stellt man sich alles Mögliche vor. Die Rede ist von 1500 Flüchtlingen, die dort betreut werden sollen. Man geht davon aus, dass der Gebäudekomplex, in dem voraussichtlich noch bis Ende der Woche Möbel verkauft werden, zu einer neuen Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge werden soll. Genaues weiß aber offenbar niemand hier.

 

Dem Vernehmen nach ist der Eigentümer des Möbelhauses auf das Land zugegangen und hat seine Immobilie zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten. Beim Integrationsministerium hält man sich allerdings bedeckt. Derzeit werde geprüft, ob in Schwieberdingen eine Erstaufnahmestelle eingerichtet werden könne. Details könne man aber nicht nennen, heißt es. Auch die Zahl von 1500 Plätzen will ein Sprecher des Ministeriums weder bestätigen noch dementieren.

Vor Ort kritisiert man mangelnde Verhältnismäßigkeit

In Schwieberdingen ist man besorgt. Man sehe sich zwar als offene, solidarische und hilfsbereite Gemeinde und habe bis dato mit insgesamt 90 schon deutlich mehr Flüchtlinge aufgenommen als es der Verteilerschlüssel erfordert hätte, teilt der Bürgermeister Nico Lauxmann mit. Zudem sei man gerade dabei, für 3,5 Millionen Euro eine weitere Unterkunft zu bauen. Doch man sei der Auffassung, dass die Unterbringung von 1500 Personen im Verhältnis zur Einwohnerzahl von rund 11 000 nicht angemessen sei: Dafür sei allein schon die Infrastruktur der Gemeinde nicht ausgelegt.

Ähnlich äußern sich die Vertreter des Gemeinderats. „Wir leisten unseren Solidarbeitrag, dazu stehen wir“, betont Markus Josenhans, Fraktionsvorsitzender der FDP. „Aber wir hätten gern, dass das Land Rücksicht auf die Verhältnismäßigkeit nimmt.“ Wenn die Kommune überfordert werde, könne die Stimmung leicht kippen. Zudem sei es nun wieder eine Herausforderung, wenn ständig neue Leute kämen, die aber auch schnell wieder gingen, sagt Monika Birkhold, Fraktionschefin der Grünen. Wenn die Neuankömmlinge nach ein, zwei Wochen weiterzögen, könne eine Integration ja gar nicht stattfinden. Dabei habe man sich gerade erst die Erfahrung in diesem Bereich angeeignet und geeignete Integrationskonzepte entwickelt, betont Markus Josenhans.

Warten auf die Entscheidung des Landes

Lutz Enzensperger, der Vorsitzende der SPD-Fraktion, sieht das ähnlich, gibt aber zu bedenken: „Wir wissen ja auch noch gar nicht, wie das Land uns in dem Fall unterstützen würde.“ Er geht davon aus, dass es durchaus Hilfe geben wird, falls tatsächlich eine Erstaufnahmestelle in Schwieberdingen eingerichtet würde. Allerdings: So oder so habe die Gemeinde wohl kein Mitspracherecht bei der Entscheidung. Daher könne man jetzt nur abwarten. Aber er ist sich sicher: Wenn sich das Land und der Eigentümer des Möbelhauses einigen, könnte die neue Einrichtung sehr schnell kommen.

Das Landratsamt, das sonst für die Unterbringung der Flüchtlinge im gesamten Landkreis zuständig ist, wurde bislang noch nicht involviert. Er sei lediglich darüber informiert worden, dass das Land eventuell eine Landeserstaufnahmeeinrichtung in Schwieberdingen etablieren wolle, teilt der Landrat Rainer Haas mit. Inwiefern sich das auf den Kreis auswirken würde, wisse er aber noch nicht. Generell gilt: In Landkreisen mit Erstaufnahmestelle können 50 Prozent der Plätze in dieser von der Quote der längerfristig unterzubringenden Flüchtlinge abgezogen werden.