Die Integration von Flüchtlingen wird nur gelingen, wenn möglichst viele eine Arbeit finden. Ein Großteil der Unternehmen ist dazu auch bereit. Erste Beispiele zeigen, wie das gelingen kann.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Schaffer gibt es auch außerhalb Schwabens. Ahmad Nabil ist einer. „Der kann was, den kann man machen lassen“, sagt Thilo Sachs über seinen Azubi. Der stammt aus Syrien, ist schon 28 und hat eben seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs-und Klimatechnik begonnen. Nabil, der aus Sicherheitsgründen seinen richtigen Namen nicht öffentlich preisgibt, kommt aus der umkämpften Stadt Homs. 2011 ist er nach Libyen geflohen, voriges Jahr übers Mittelmeer nach Europa, in einem 15 Meter langen Boot mit 186 Menschen, darunter 65 Kindern. „Das war gefährlich“, sagt der 28-Jährige. Sein Gesicht verdüstert sich.

 

In einer Unterkunft in Ostfildern-Ruit wurde eine ehrenamtliche Helferin auf den Syrer aufmerksam. „Weil er so fleißig geholfen hat“, sagt Thilo Sachs. Sie fragte den engagierten Flüchtling, was er in seiner Heimat gearbeitet habe. Sanitär- und Heizungsinstallateur war er dort viele Jahre gewesen, allerdings ohne formelle Lehre. „Ich liebe meinen Beruf“, sagt Ahmad Nabil in noch unsicherem Deutsch. Die zupackende Helferin stellte einen Kontakt zu Thilo Sachs her und erledigte mit dem Flüchtling die aufwendigen Behördengänge, die für ein einfaches Betriebspraktikum nötig sind.

Ein Installateur mit Leib und Seele

„Man hat gleich gemerkt: der will“, sagt der Firmenchef. Aber die Deutschkenntnisse waren mäßig. Also paukte Ahmad Nabil weiter. „Nach ein paar Monaten war das schon deutlich besser“, sagt Thilo Sachs. Der Ingenieur für Versorgungstechnik legte seinem Schützling nahe, eine Ausbildung zu machen. „Mit Gasinstallationen kennt er sich nicht aus, Gas haben sie in Syrien nicht“, sagt Sachs. „Und auf Dauer wird er als Helfer nicht glücklich.“

Beispiele wie das von Ahmad Nabil gibt es in der Region noch nicht viele, aber es werden mehr. Behörden, Verbände, Kammern und Firmen bereiten sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen vor. „Die Bereitschaft der Unternehmen ist groß“, sagt Martin Frädrich, der bei der IHK Region Stuttgart für Bildungsfragen zuständig ist. Das hat eine aktuelle Umfrage der IHK ergeben. Richtig in Fahrt werde das Thema aber erst im nächsten Jahr kommen, wenn viele der jüngst angekommenen Asylbewerber auch leidlich gut Deutsch sprechen. Aber es gibt ambitionierte Projekte und auch Flüchtlingskreise, die versuchen, schon jetzt Flüchtlinge in Betrieben unterzubringen. In Esslingen haben schon im Mai IHK und Handwerkschaft im Verbund mit dem Landratsamt, der Arbeitsagentur, dem Jobcenter, der Arbeiterwohlfahrt und der Deutschen Angestelltenakademie (DAA) das Modellprojekt „Vermittlung von Flüchtlingen in Ausbildung“ (ViA) aus der Taufe gehoben. Mehrfach hatte man sich in dem Kreis getroffen, sich Gedanken gemacht und war vor allem auf Hindernisse gestoßen. „Da haben wir uns gesagt: Jetzt machen wir mal etwas, was geht“, erzählt Hilde Cost, die Geschäftsführerin der IHK Bezirkskammer Esslingen.