Jeden Monat müssen nun statt bisher 200 Flüchtlinge 300 in Stuttgart aufgenommen und untergerbracht werden. Das geht aus der jüngsten Prognose des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge hervor.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Landeshauptstadt muss deutlich mehr Flüchtlinge aufnehmen als bisher angenommen. Nach der jüngsten Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die der Verwaltung Ende voriger Woche mitgeteilt wurde, wird Stuttgart statt der bisher erwarteten rund 200 nun jeden Monat 300 Flüchtlinge unterbringen müssen.

 

Auch angesichts dieser neuen Herausforderung betonte Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU), man verfolge weiter das Ziel, „Notquartiere in Turn- und Versammlungshallen oder Bürgerhäusern unter allen Umständen zu vermeiden“. Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) sprach von einem „Kraftakt, die Menschen in Not angemessen unterzubringen“.

Defizit der Heimplätze steigt auf 1500

Schon nach der jüngsten Prognose war man bei der Stadt für das laufende Jahr von einem Defizit von 500 Heimplätzen ausgegangen. Diese Zahl ist nun auf 1500 angestiegen. Bis zum kommenden Jahr müssen somit nicht 2000, sondern 3600 zusätzliche Plätze geschaffen werden. Für die kommenden zwölf bis 15 Monate müsse man deshalb schnell Übergangsquartiere bereitstellen, sagte der für die städtischen Liegenschaften zuständige Föll.

So sollen 250 Flüchtlinge in drei Objekten der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWSG untergebracht werden. Dabei handele es sich um weitgehend leer stehende Gebäude, die modernisiert oder ganz neu errichtet werden müssen. Die Immobilien befinden sich in der Dessauer/Lübecker Straße in Bad Cannstatt mit 140 Plätzen, in der Rotenbergstraße im Osten (90 Plätze) und in der Zumsteegstraße in Botnang (15 Plätze). Nach dem Umzug des Bürgerhospitals ins Katharinenhospital werden von Ende Juli an bis zu 250 Flüchtlinge übergangsweise im ehemaligen Hauptgebäude des Krankenhauses eine Unterkunft finden. Zudem wird die Stadt für 60 Flüchtlinge Privatwohnungen mieten. Wie man weiter verfahren wird, soll der Gemeinderat nach Pfingsten beraten, dann wird es auch um neue Standorte für sogenannte Systembauten gehen. Nach der Sommerpause will die Verwaltung dafür konkrete Vorschläge machen.

Michael Föll hält die Aufgabe für machbar

Trotz der logistischen wie finanziellen Herausforderung sei die Aufgabe „durchaus zu stemmen“, erklärte Michael Föll. Auch der Stadtgesellschaft traut der Finanzbürgermeister zu, dass diese mit dem Zuwachs an Flüchtlingen klarkomme. „Die Offenheit und Toleranz hat in den vergangen Jahrzehnten doch zugekommen“, findet Föll. „Ich bin da nicht pessimistisch, dass wir das in guter, menschwürdiger Form wie bisher auch hinbekommen.“

Derzeit sind in Stuttgart 3285 Flüchtlinge in 72 Unterkünften in 17 Stadtbezirken untergebracht. Zum Teil hat die Stadt Wohnobjekte angemietet, inzwischen wurde aber auch eine ganze Reihe sogenannter neuer Systembauten errichtet. Die Unterkünfte in Modulbauweise an bisher neun Standorten gibt es in einer Größe von zwei Bauwerken mit 156 Plätzen oder drei Bauelementen mit 243 Plätzen.