Das Landratsamt des Rems-Murr-Kreises in Waiblingen lässt zwei Zelte für neu ankommende Flüchtlinge in der Kläranlage Krättenbach im Kernener Ortsteil Rommelshausen aufbauen. Dort stinkt’s zuweilen.

Kernen-Rommelshausen - Es hat sicherlich ein G’schmäckle, besser gesagt, und jetzt im Wortsinn, einen üblichen Geruch. Spaziergänger können bestätigen, dass die Kläranlage Krättenbach im Norden von Rommelshausen zumindest bei manchen Wetterlagen stinkt. Dennoch sollen dort jetzt bis zu 150 Flüchtlinge vorübergehend in zwei Zelten untergebracht werden. Alternativen dazu weiß die Gemeindeverwaltung nicht.

 

Die Rottefläche der Kläranlage wird dazu bereits geräumt, sie wird gesäubert, dann kommen – Mitte bis Ende März heißt es – die Behausungen für Menschen, die es durch Kriege im Heimatland nach Deutschland verschlagen hat. Den Termin 17. März, der jüngst zu lesen war, kann die Sprecherin des Landratsamts, Marie-Christine Scholze, nicht bestätigen. Klar ist allerdings, dass das Amt sich darauf vorbereiten muss, in Kürze diese 150 Menschen in Kernen unterzubringen.

Das Landratsamt belegt derzeit keine weiteren Sporthallen

Weitere Sporthallen werden neuerdings wegen zu erwartender Elternproteste nicht mehr belegt. Das Landratsamt Rems-Murr-Kreis wählt jetzt Zelte, um Notquartiere einzurichten, wenn es an anderen Unterbringungsmöglichkeiten mangelt. „Man darf sich darunter aber keine Campingzelte vorstellen“, sagt die Sprecherin der Behörde. Auch ein Bierzelt ist nur bedingt vergleichbar. Das sind vielmehr mobile feste Unterkünfte, ähnlich wie sie die Bundeswehr als Feldlager benützt. Sie sind heizbar, isoliert und dicht, also winterfest, und stehen auf einem festen Untergrund, wie ihn die asphaltierte Fläche neben den Anlagen des Klärwerks bietet. Der bisher auf der Rottefläche lagernde Klärschlamm wird abtransportiert und in Stetten aufgearbeitet.

Den Schritt, Menschen auf dem Gelände einer Kläranlage unterzubringen, geht der Rems-Murr-Kreis zu ersten Mal. Hygienische Bedenken bestehen im Landratsamt nicht. Im Auftrag des Rems-Murr-Kreises hat ein Fachmann der Kreisbaugesellschaft den von der Gemeindeverwaltung vorgeschlagenen Ort in Augenschein genommen und für die Zelte gut geeignet befunden. Das Gelände angrenzend an ein Gewerbegebiet hat auch Vorteile: Die S-Bahn und Bushaltestellen sind zu Fuß leicht zu erreichen, was auch für schulpflichtige Kinder wichtig ist. Es ist deswegen daran gedacht, nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Familien unterzubringen. Laut der Behördensprecherin Marie-Christine Scholze ist ein Informationsbrief für die Bürgerschaft in der Umgebung bereits in Vorbereitung.

Gemeinde Kernen muss noch weitere Menschen aufnehmen

Bisher leben etwa 100 Menschen in der Erstunterbringung in Kernen, davon etwa 50 auf der Hangweide und weitere in der Kirchstraße. In der Anschlussunterbringung von Menschen mit Bleiberechten sind 30 Flüchtlinge auf Wohnungen verteilt. Im Laufe des Jahres, so schätzt Bürgermeister Stefan Altenberger, muss die Gemeinde 35 weitere Menschen aufnehmen, die bereits die Prüfungsverfahren durchlaufen haben. In der Erstunterbringung ist sogar Platz für weitere 298 Menschen zu schaffen, kündigte der Bürgermeister vor kurzem an. Die beiden Zelte nehmen also nur die Hälfte der Menschen auf, die als Neuankömmlinge in Kernen in diesem Jahr zu erwarten sind. „Es gibt keine zu belegenden Bestandsgebäude mehr“, betont Altenberger.

Nach dem neuesten Monatsbericht des Landratsamt zur Flüchtlingsunterbringung müssen trotz rückläufiger Zahlen von Neuankömmlingen in diesem Monat kreisweit 400 Plätze in Notquartieren geschaffen werden. Auch für den April geht die Kreisverwaltung nach derzeitiger Lage davon aus, dass mindestens zwei weitere Zeltstandorte für rund 300 Menschen erforderlich sein werden, um die ankommenden Flüchtlinge unterbringen zu können.