Flüchtlinge brauchen dringend Unterkünfte. Diese Immobilien müssen versichert sein gegen Brand und andere Schäden. Macht die Versicherungsbranche da den großen Reibach? Von wegen, sagt ein Manager.

Stuttgart - Die Versicherung von Asylunterkünften ist für die Finanzwirtschaft nach Branchendarstellung kein gutes Geschäft. „Soweit ich das übersehen kann (...), haben wir mehr Schadenaufwand als Beitragseinnahmen“, sagte das Vorstandsmitglied der Sparkassenversicherung (SV), Klaus Zehner, am Montag in Stuttgart. Bei der SV Sparkassenversicherung sind derzeit etwa 300 Sammelunterkünfte und 500 Wohnungen oder Häuser für Asylbewerber versichert. Diese Immobilien sind in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen.

 

Das Beitragsvolumen pro Jahr liege wohl bei fünf Millionen Euro. Das ist jedoch eine Schätzung von Zehner, weil die Beiträge für Asylunterkünfte nicht separat aufgeschlüsselt sind, mitunter sind sie auch Teil eines Gesamtpakets für Kommunen.

Es sei definitiv falsch, „dass sich die Versicherer eine goldene Nase verdienen an dem Thema“, sagt Zehner. Bei der SV war beispielsweise die Turnhalle in Wertheim versichert, die 2015 als Flüchtlingsunterkunft für Asylbewerber vorgesehen war und noch vor der möglichen Belegung niederbrannte. „Das war ein Millionenschaden“, sagte Zehner, der im SV-Vorstand für Schaden und Unfall zuständig ist. Er betonte, man stehe weiter zu dem Engagement bei Asylunterkunft-Versicherungen. „Wir sehen uns als Unternehmen auch in der sozialen Verpflichtung, etwas zu tun.“

Es wird immer schwieriger, Gebäude zu finden

Zehner gab zu bedenken, dass die Qualität der Immobilien für Asylunterkünfte nachlasse. Zunächst seien für Flüchtlinge „stabile, ordentliche“ Unterkünfte gefunden worden. Wegen der Masse der Ankommenden habe sich das geändert - es werde immer schwieriger, Gebäude zu finden. „Das ändert die Qualität (der Immobilien), die immer schlechter wird.“ Diese Erkenntnis hat Zehner aus Angaben eigener SV-Experten, die sich die Unterkünfte anschauen und auf Brandschutz und andere Sicherheitsvorkehrungen prüfen. Zehner warnte davor, Wohnungen und Heime mit Betten vollzustellen oder uralte Steckdosen zu nutzen.

Insgesamt stellte der Versicherungskonzern positive Jahreszahlen für 2015 vor. Trotz hoher Unwetterschäden konnte das Unternehmen mit seinen gut 5000 Mitarbeitern sein Jahresergebnis nach Steuern um 30 Millionen Euro auf 173,7 Millionen Euro steigern. Die Gesamtbeiträge blieben konstant bei 3,4 Milliarden Euro. Das Neugeschäft mit Lebensversicherungen ging leicht zurück, während die Schaden- und Unfallversicherung anzog. Vorstandschef Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl sprach von einem guten bis sehr guten Jahr.

Im vergangenen Frühjahr hatte Orkan „Niklas“ über Deutschland gewütet, dies war ein Grund für den Anstieg der Unwetterschäden für die Versicherung um fast die Hälfte auf etwa 110 Millionen Euro. Verglichen mit 2013 mit gut 800 Millionen Euro Schaden - vor allem wegen Hagels - war der Wert aber relativ niedrig. Die SV war bis 1994 Monopolist für Gebäudeversicherungen in Baden-Württemberg, inzwischen liegt der Gebäude-Marktanteil eigenen Angaben zufolge noch bei etwa 70 Prozent.