Die Flüchtlingshilfe hat viele Facetten – das wurde bei einer Veranstaltung mit dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg in Stetten deutlich.

Leinfelden-Echterdingen - Andreas Linder vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, Sabine Onayli vom Arbeitskreis Asyl in Leinfelden-Echterdingen, Sozialamtsleiter Peter Löwy und Bürgermeister Alexander Ludwig haben am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung im evangelischen Gemeindehaus in Stetten aufgezeigt, wie komplex Flüchtlingsarbeit hierzulande ist.

 

In Stetten, das hat Pfarrer Stefan Ruppert, bekannt gegeben, soll am Donnerstag, 7. Mai, ein erstes Treffen zur Gründung eines örtlichen Arbeitskreises stattfinden. „Darin werden auch die Evangelische und Katholische Kirche mitarbeiten“, kündigte Ruppert vor mehreren Dutzend Besuchern an. Auch die Stettener Vereine hätten bereits ihre Mitarbeit zugesagt.

Viele Probleme nach der Ankunft

Auf 70 bis 80 Personen schätzt Sabine Onayli, Mitglied im Lenkungskreis des AK Asyl in L.-E., die Zahl derer, die sich aktuell in der Flüchtlingsarbeit engagieren. „Etwa die Hälfte davon sind permanent aktiv“, sagte sie. Inzwischen habe sich der 2014 reaktivierte Arbeitskreis neue Strukturen und Leitlinien gegeben. Auf die Ehrenamtlichen sieht sie viel Arbeit zukommen. „Der hauptamtliche Beitrag der Awo deckt nur den Grundbedarf der Flüchtlinge ab, den größten Teil müssen wir übernehmen“, skizzierte sie Erkenntnisse aus der Betreuung der in Oberaichen untergebrachten Flüchtlinge. Hauptprobleme nach der Ankunft seien Sprachbarrieren oder die Unkenntnis unserer Schriftzeichen.

Andreas Linder schlug einen weiten Bogen über die Arbeitsfelder des Flüchtlingsrats Baden-Württemberg. Er zeigte beispielsweise die Entwicklung der Flüchtlingsströme, erläuterte unterschiedliche Rechtsgrundlagen bei Asylverfahren und zeigte auf, wo Ehrenamtliche helfen können. Dabei gelte aber: „Diese Hilfe braucht Strukturen. Sie ist freiwillig, kein Muss.“

Stadt will „freundliches Klima“ erhalten

Unmut äußerten Arbeitskreismitglieder darüber, dass Flüchtlinge in Oberaichen auch nach Monaten noch keinen Asylantrag stellen konnten. Das zuständige Bundesamt bearbeite offenbar zurzeit vorrangig Anträge von Kosovaren. „Das muss und darf man beklagen“, sagte Linder. Beeinflussen könne man es nicht.

Bürgermeister Alexander Ludwig betonte, die Stadt wolle einen unabhängigen Arbeitskreis und diesen nach Kräften unterstützen. Die Stadt werde auch „personelle Ressourcen“ zur Verfügung stellen. Derzeit stehe man in Verhandlungen mit dem Kreis, um den Betreuungsschlüssel für Hauptamtliche zu senken. „Uns als Stadt ist es wichtig, das freundliche Klima zu erhalten und zu pflegen“, sagte Ludwig. Dazu gehöre auch, Bedenken ernst zu nehmen und Kritik durch entsprechende Arbeit und Maßnahmen auszuräumen.