Die süditalienische Insel Lampedusa erlebt erneut ein Flüchtlingsdrama: Zu Beginn der Woche erfrieren Flüchtlinge auf der Überfahrt, nun verunglückten Menschen, die in zwei Schlauchbooten nach Europa unterwegs waren.

Rom - Bei dem schlimmsten Flüchtlingsdrama im Mittelmeer in diesem Jahr sind vor Lampedusa möglicherweise mehr als 330 Menschen ums Leben gekommen. Das erklärte eine Sprecherin des UN-Flüchtlingswerkes UNHCR am Mittwoch. Sie bezog sich auf Angaben von Überlebenden.

 

Bei schlechtem Wetter seien drei Schlauchboote mit Flüchtlingen unterwegs von Libyen nach Sizilien gewesen. Auf einem waren zu Beginn der Woche 29 erfroren. Auf zwei weiteren Booten seien insgesamt mehr als 210 Menschen gewesen. „Von diesen überlebten nur neun“, erklärte UNHCR-Sprecherin Carlotta Sami. „Es sind neun und sie wurden nach vier Tagen auf dem Meer gerettet. Die anderen 203 hat das Meer verschluckt.“ Überlebende berichteten von einem vierten vermissten Boot mit möglicherweise mehr als 100 Menschen an Bord. Deren Schicksal ist ungewiss.

Papst Franziskus rief am Mittwoch erneut zur Solidarität mit Flüchtlingen auf, es dürfe nicht an notwendiger Hilfe fehlen. Er verfolge die Nachrichten mit Sorge.

Die süditalienische Insel Lampedusa ist nach zwei Schiffsunglücken mit mehr als 350 Toten im Oktober 2013 zum Sinnbild für Flüchtlingskatastrophen auf dem Mittelmeer geworden. Danach hatte Italien die Rettungsmission „Mare Nostrum“ ins Leben gerufen, die in den folgenden Monaten Tausende Flüchtlinge auf dem Mittelmeer in Sicherheit brachte. Diese wurde vergangenes Jahr von der EU-Grenzschutzmission „Triton“ abgelöst.

Menschenrechtsorganisationen und Politiker in Italien kritisierten das Programm erneut als unzureichend.