Der Brand in einem noch leer stehenden Flüchtlingsheim in Neuenstein kommt vor das Heilbronner Landgericht. Dort müssen sich zwei Männer verantworten. Sie sind als Mitglieder der rechten Szene bekannt und haben offenbar noch mehr auf dem Kerbholz.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Heilbronn - Zwei mutmaßliche Angehörige der Neonaziszene in Hohenlohe müssen sich von Montag an vor dem Heilbronner Landgericht wegen des Brandes einer Flüchtlingsunterkunft in Neuenstein (Hohenlohekreis) verantworten. Den beiden Männern im Alter von 34 und 25 Jahren wird vorgeworfen, in der Nacht zum 20. Januar dieses Jahres das Gebäude, das sich damals noch im Rohbau befand, angezündet zu haben.

 

Laut der Staatsanwaltschaft entstand ein Schaden von mehr als 100 000 Euro. Offenbar hätte es aber auch schlimmer kommen können. Von den vier verwendeten Brandsätzen erwies sich einer als Blindgänger. Ein zweiter verglimmte, ohne einen Schaden anzurichten. So wurde nur ein Teil des Heims in Mitleidenschaft gezogen. Es war bereits zum zweiten Mal Ziel eines Brandanschlags gewesen. Der erste hatte sich im Sommer 2016 ereignet. Damals ermittelte die Polizei zwei 16-Jährige als Täter. Dennoch konnten mittlerweile 53 Menschen einziehen. Zwei der sechs Gebäudeteile stehen aber noch leer.

Gegenüber der Polizei gaben sich die beiden Männer, die selbst aus der 6500-Einwohner-Stadt Neuenstein stammen, geständig. Sie sitzen seit Ende Januar in Untersuchungshaft. Dem 34-Jährigen wird zudem ein Verstoß gegen das Kriegswaffengesetz vorgeworfen. Er soll zwei Dekorationswaffen erworben und zu funktionstüchtigen Maschinenpistolen umgebaut haben. Die entsprechenden Waffen fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung. In der Wohnung des zweiten Angeklagten stießen die Ermittler auf eine funktionstüchtige Vorderladepistole, für die er keinen Waffenschein besaß.

Wie das Innenministerium mitteilte, war die Tat von Neuenstein der einzige rechtsmotivierte Brandanschlag auf ein baden-württembergisches Flüchtlingsheim im ersten Halbjahr 2017. Im Jahr 2016 waren landesweit noch neun entsprechende Branddelikte gezählt worden. Für das zweite Halbjahr 2017 lägen noch keine Zahlen vor. Allerdings ermittelt die Kripo in Friedrichshafen, nachdem Ende September auf zwei in Bau befindliche Flüchtlingsunterkünfte in Tettnang (Bodenseekreis) gleich drei Brandanschläge verübt worden waren. Man gehe von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus, erklärte die Polizei und schaltete die Schwerpunktstaatsanwaltschaft in Stuttgart ein. Offensichtlich sollten Fertigstellung und Bezug der Anlage verhindert werden. Für Hinweise auf die Täter setzten Stadt und Kreis eine Belohnung von 10 000 Euro aus.