Das Deutsche Rote Kreuz Baden-Württemberg hat vor einer Überlastung der ehrenamtlichen Helfer im Rahmen der Flüchtlingskrise gewarnt. Ein Dauerbetrieb von Flüchtlingseinrichtungen gehe nur mit hauptamtlichem Personal.

Stuttgart - In der Flüchtlingskrise hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) vor einer Überstrapazierung ehrenamtlicher Helfer gewarnt. „Die Grenze der Belastbarkeit unserer Frauen und Männer ist erreicht“, sagte der baden-württembergische DRK-Präsident, Lorenz Menz, am Montag in Stuttgart. Das Ehrenamt sei ein kostbares Gut, das sich nicht beliebig vermehren lasse. Noch mehr Ehrenamtliche seien in Baden-Württemberg nicht mehr zu aktivieren. „Jeder, der sich ehrenamtlich engagiert, tut das auch“, sagte Menz. „Ein Dauerbetrieb von Flüchtlingseinrichtungen geht nur mit hauptamtlichem Personal“, sagte er an die Adresse der grün-roten Landesregierung.

 

Eine Umfrage bei den beiden Caritasverbänden im Südwesten ergab ein etwas anderes Bild. „Von einer Überlastung höre ich nichts“, sagte Eva-Maria Bolay, Sprecherin des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart. „Man kann überhaupt nicht davon reden, dass die Stimmung bei den Ehrenamtlichen kippt. Im Gegenteil, mehr denn je wollen sich engagieren.“ Ähnlich äußerte sich auch der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg. Allein in Ellwangen sind es in der Landeserstaufnahmestelle nach Bolays Worten 150 Ehrenamtliche, die dort von der Caritas koordiniert werden. Insgesamt könne man von 1000 Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit in der Diözese ausgehen, die von Caritas-Mitarbeitern koordiniert würden - Tendenz steigend.

Zelte zur Flüchtlings-Unterbringung hält das DRK für eine Notlösung

Baden-Württemberg rechnet im laufenden Jahr mit rund 100 000 Flüchtlingen - das wären fast viermal so viele wie 2014. Wie DRK-Landesgeschäftsführer Hans Heinz sagte, sind mittlerweile vor allem Feldbetten Mangelware. Und die Lieferzeiten für Schlafsäcke lägen derzeit bei vier bis fünf Wochen. Die Kosten für das Material bekommt das DRK vom Land ersetzt. Allerdings bleibe bei den hauptamtlichen DRK-Mitarbeitern nun viel Arbeit liegen, die nichts mit Flüchtlingen zu tun habe, sagte Präsident Menz. „Den Betrag werden wir wahrscheinlich nie und nimmer refinanziert bekommen.“

Zelte zur Unterbringung von Flüchtlingen hält das DRK nur für eine Notlösung. „Wir wollen eigentlich nicht, dass man mit Zelten in den Winter geht“, sagte Geschäftsführer Heinz. Sie seien im Südwesten bislang - im Gegensatz zur Situation in anderen Bundesländern - auch eher die Ausnahme. Das Deutsche Rote Kreuz hat in Baden-Württemberg rund eine halbe Million Mitglieder und 46 000 ehrenamtliche Helfer.