Flüchtlingskinder aus Zuffenhäuser Unterkünften haben Plakate für eine Ausstellung entworfen, die in der Brenzkirche auf dem Killesberg gezeigt wird.

Zuffenhausen/Killesberg - Am Donnerstag beginnt in der Brenzkirche auf dem Killesberg eine ganz besondere Ausstellung: Bis zum 25. Juli werden dort Plakate gezeigt, die in Zusammenarbeit von Flüchtlingskindern und Studenten der Kunstakademie entstanden sind. Mit dabei bei der Aktion sind auch der Freundeskreis Killesberg sowie sechs Flüchtlingskinder aus Zuffenhausen und Eva-Maria Natzke vom Haus 11.

 

„Kunst verbindet. Ohne Kunst und Kultur gibt es keine sozialen Entwicklungen“, sagt Issam Abdul Karim, Initiator der Aktion und einer der Sprecher des Freundeskreises Killesberg. Er spricht gleich in doppeltem Sinn aus eigener Erfahrung: 1977 musste er seine Heimat, den Libanon, verlassen, weil dort der Bürgerkrieg tobte. Er landete in Stuttgart, wo er mit der Kunstszene in Berührung kam. Seine Projekte handeln von Menschen, die in Frieden leben wollen und von Kindern, die sich Bildung und Perspektiven wünschen. Genau hier setzt auch die Aktion „Plak.Art“ an. Durch die Mitarbeit an dem Projekt konnten die 20 beteiligten Kinder und Jugendlichen ihren Alltag für einige Stunden hinter sich lassen und bekamen das Gefühl, dass sie akzeptiert, ja sogar gebraucht werden. Außerdem, und das ist Karim wichtig, seien sie als Mensch, und nicht als Flüchtling behandelt worden. „Man bekommt einen Stempel aufgedrückt und ist kein Teil der Gesellschaft“, erinnert er sich an seine eigene Vergangenheit. Als Karim nach Stuttgart kam, lebte er eine Zeit lang in der Zuffenhäuser Seedamm-Siedlung – nicht gerade eine erstklassige Adresse. Bei seinen Besuchen im Kinder- und Jugendhaus Zuffenhausen kam er schließlich mit Eva-Maria Natzke in Kontakt, die schon damals dort arbeitete. Diese Freundschaft hat mehr als drei Jahrzehnte überdauert. Sowohl Natzke als auch Karim sind sich einig, dass Integration nur über Kommunikation funktionieren kann. Und Kunst ist Kommunikation.

Kriegserlebnisse haben viele der Kinder geprägt

Insgesamt entstanden 18 Plakate. Thematisiert werden Dinge wie Freundschaft und friedliches Miteinander der Kulturen. Die Kinder brachten eigene Motive wie Kriegserlebnisse und Ängste sowie Wüsche und Sehnsüchte mit ein. Die Bilder wurden in einer Auflage von rund 5000 Stück als Postkarten gedruckt und werden verkauft. Der Erlös kommt dem Olgäle zu Gute. Auf diese Weise, so der Hintergedanke, können die Flüchtlinge einen Teil dessen, was sie von der Gesellschaft bekommen, wieder zurückgeben.

„Die Plakate lösen Emotionen aus und machen nachdenklich“, sagt Karim. Man könne in die Seele der Kinder blicken wie in ein offenes Tagebuch. Natzke ergeht es ähnlich. Kinder, so erläutert sie, seien viel unvoreingenommener und direkter als Erwachsene, ihre Arbeiten seien ungefiltert. Die engagierte Kunstpädagogin setzt in ihren Projekten immer wieder darauf, so wenig wie möglich vorzugeben und die jungen Leute einfach machen zu lassen. „Kinder gestalten die Welt bunter“, sagt Natzke.