Der örtliche Flüchtlingsfreundeskreis bereitet sich auf die Ankunft der ersten 78 Asylbewerber im Gebiet Schelmenäcker vor. Andererseits wächst der Unmut der Anwohner, weil die Stadt plant, eine weitere Unterkunft auf der Fläche zu bauen.

Stuttgart - Vor dem Flüchtlingskreis Feuerbach liegen schwere Monate und Aufgaben. In der Nacht zum 2. Advent haben Unbekannte den Bauzaun für die Flüchtlingsunterkunft im Gebiet Schelmenäcker-Süd mit Klopapier umwickelt. Gleichzeitig wurden Schilder am Zaun befestigt: „Es reicht: kein 2. Bau“ war zu lesen. Ähnliche Botschaften wurden von der Interessengemeinschaft Schelmenäcker-Süd in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht.

 

Während Anwohner Sturm gegen die Erweiterungspläne der Stadt laufen, bereiten sich die rund 15 Mitarbeiter des Freundeskreises Flüchtlinge Feuerbach (FFF) auf die Ankunft der ersten 78 Asylbewerber vor. „Der offizielle Termin ist im Februar“, sagt der FFF-Sprecher Wolf-Dieter Dorn. Man bemühe sich, trotz alledem „ein gedeihliches Miteinander für die zukünftigen Heimbewohner“ zu schaffen.

Freundeskreis betreut bereits zwei syrische Familien

An anderer Stelle ist der FFF längst aktiv. Zwei syrische Familien, die seit dem Frühsommer in Feuerbach wohnen, betreut der Kreis: „Die Familien machen schon vieles selbstständig und fühlen sich in Feuerbach sehr wohl“, sagt der FFF-Helfer Roland Saur. Manche der Syrer nutzen die Kooperationsangebote des größten örtlichen Sportvereins, der Sportvg Feuerbach: „Einige Söhne gehen ins Vitadrom“, berichtet Dorn. Ein großer Erfolg sei auch das Fußballturnier des FC Feuerbach gewesen: „Da mutierte ich auch zum Flüchtling und war der sechste Spieler in deren Team“, erzählt Dorn. Es sei ein sehr wichtiger Faktor, dass auch die Asylbewerber in die Sportvereine gehen könnten, um dort erste soziale Kontakte knüpfen zu können. Auch die Integration der Flüchtlingskinder in Feuerbacher Kindergärten und Schulen habe gut funktioniert: „Die Bachschule war beispielsweise unheimlich kooperativ. Die Kinder durften sofort kommen, obwohl es nur noch vier Wochen bis zu den Ferien war“, sagt Verena Funk, die arabisch kann und bei Arzt- und Ämterbesuchen als Dolmetscherin fungiert.

Was ihr und den anderen FFF-Helfern Sorgen bereitet, ist die künftige Gesundheitsversorgung der bald hier ankommenden Flüchtlinge. Solange die Asylbewerber noch nicht anerkannt seien, kümmere sich das Sozialamt um die Vergabe der Krankenscheine, erklärt Funk. Es sei jedes Mal sehr mühsam und aufwendig für chronisch, aber auch für akut erkrankte Flüchtlinge, die Scheine zu erhalten, berichtet Funk. Erst müsse der Betroffene krank in die Stadt fahren und erklären, warum er ärztliche Hilfe braucht. Und dann müsse er auch noch einen Arzt finden: Nicht jeder niedergelassene Mediziner behandele auf Krankenschein, sagt Funk. Manchen sei der bürokratische Aufwand zu hoch, andere würden befürchten, auf den Kosten sitzen zu bleiben. Auch Impftermine beim Arzt zu bekommen, sei schwierig. Was in den Unterkünften fehle, sei eine Hausapotheke. „Wir haben schon viele Termine beim Kinderarzt gehabt, nur um Schnupfenmittel zu besorgen“, sagt Roland Saur vom FFF. Ein weiteres Problem sei, dass derzeit viel zu wenig Deutschkurse für die Flüchtlinge angeboten werden: „Alle bekommen zwar relativ schnell die Bescheinigung, dass sie an einer solchen Maßnahme teilnehmen dürfen. Aber faktisch gibt es zu wenige Deutschkurse in der Stadt, da müssten die Behörden dringend daran arbeiten“, weiß wiederum Funk. Sie hat die betroffenen Flüchtlinge des Öfteren auf städtische Ämter begleitet und ihr Gefühl ist stets das Gleiche: „Die Stadt wird überrollt von der Zahl der hier eintreffenden Flüchtlinge.“