Es gibt Flüchtlinge, die sich nicht an die Regeln halten. Das ist aber kein Grund, alle Schutzsuchenden unter Generalverdacht zu stellen. Hetzer, die das tun, stellen unsere gut funktionierende Gesellschaft in Frage, meint StZ-Redakteurin Christine Bilger.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Aber, aber, aber. . . !“ wird es als Reaktion auf die Nachricht, dass sich die Sicherheitslage wegen der Flüchtlinge nicht verschlechtert hat, aus vielen Kehlen schallen. Und doch, es stimmt, auch wenn die Zahlen steigen: In Stuttgart und im Land muss niemand übermäßig Angst haben, wenn er aus dem Haus geht, weil nun mehr Flüchtlinge unter uns leben. Das ist keine Verharmlosung, sondern eine realistische Einschätzung.

 

Blauäugigkeit ist fehl am Platz

Ja, klar, es gibt kriminelle Flüchtlinge. Und ja, 2015 haben Flüchtlinge in Stadt und Land mehr Straftaten begangen als im Jahr zuvor. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viel mehr Menschen im vergangenen Jahr Zuflucht in Deutschland gesucht haben. Auch ist bei aller Barmherzigkeit und Nächstenliebe den Flüchtlingen gegenüber Blauäugigkeit fehl am Platz. Nicht alle sind brav, integrationswillig und anständig. Auch das zeigen die Zahlen deutlich. Da gibt es nichts, was man schönreden könnte – das sollte auch niemand.

Hetzer stellen eine funktionierende Gesellschaft in Frage

Doch das Gegenteil einer allzu wohlwollenden Betrachtung – nämlich Hetze und Polemik – wäre genauso falsch. Dass Flüchtlinge, wie die Wilden über unser Land herfallen: dieser These fehlt eindeutig die sachliche Grundlage. Dies geben die Zahlen schlicht und ergreifend nicht her. Menschen, die berechtigt Schutz in Deutschland suchen, leiden unter diesen Pauschalverurteilungen. Und nicht nur sie: Wer nur durch dumpfes Schüren von Ängsten Stimmung im Wahlkampf machen will, schadet auch der Diskussionskultur. Derartige Hetzer versuchen, eine funktionierende Gesellschaft in Frage zu stellen. Diese meistert aber die Aufgabe, das im Grundgesetz festgeschriebene Recht auf Asyl zu bieten, bislang gut.