Bisher hat es vier offizielle Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes aktuell in Baden-Württemberg gegeben: Ellwangen, Meßstetten, Karlsruhe und Mannheim – Stuttgart kommt nun hinzu.

Stuttgart - Vier offizielle Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes gibt es aktuell in Baden-Württemberg: Ellwangen, Meßstetten, Karlsruhe und Mannheim – Stuttgart kommt nun hinzu. Doch wegen der großen Zahl werden seit Monaten auch in zahlreichen anderen Unterkünften Flüchtlinge aufgenommen und registriert.

 

Die Stadt Ellwangen beherbergt eine der Landeserstaufnahmestellen (LEA) – und platzt aus allen Nähten. 4500 Flüchtlinge in einer Erstaufnahmestelle, die ursprünglich für 1000 Menschen ausgelegt wurde, das war der negative Wendepunkt am Standort Ellwangen (Ostalbkreis). Humanitäre Organisationen schickten Ende September einen Brandbrief ans Regierungspräsidium Stuttgart, prangerten das Fehlen sanitärer Einrichtungen an, die Missachtung des Brandschutzes, die fremdenfeindlichen Tendenzen des in der Reinhardt-Kaserne eingesetzten Wachdienstes. Das Regierungspräsidium reagierte umgehend, verlegte im Schnellverfahren 1000 Menschen, unter anderem nach Bruchsal (Kreis Karlsruhe). Künftig soll die Belegungsobergrenze in Ellwangen bei 3000 Flüchtlingen bleiben. In Giengen (Kreis Heidenheim) soll das ehemalige Bürogebäude einer Baufirma zur Außenstelle der LEA Ellwangen mit Platz für bis zu 400 Menschen umgebaut werden.

In Meßstetten sind 3628 Flüchtlinge untergebracht

Solche Entlastung ist für die LEA Meßstetten (Zollernalbkreis) aktuell nicht in Sicht. Anfang Oktober drängten sich 3628 Flüchtlinge in der ehemaligen Zollernalb-Kaserne – ein Höchststand. Er wurde erreicht, obwohl zwischenzeitlich Menschen in die schnell hergerichtete Sigmaringer Graf-Stauffenberg-Kaserne und die frühere Klinik in Hechingen (Zollernalbkreis) gebracht worden waren. Doch immer neue Flüchtlinge kamen nach. Inzwischen lässt das Land auch die ehemalige Japanische Schule in Bad Saulgau (Kreis Sigmaringen) zur Bedarfsorientierten Erstaufnahmeeinrichtung (BEA) umbauen. Der alte Schulbau soll gegen den erklärten Willen des Saulgauer Gemeinderats bis zu 500 Flüchtlingen Platz bieten. Vorläufig geht bei der Meßstettener LEA-Verwaltung die Angst um, ein baldiger strenger Winter im Albstädtchen könnte den Bewegungsradius der Bewohner einengen und die Platznot noch verschärfen.

Der Zustrom von Flüchtlingen macht auch den Verantwortlichen im Regierungsbezirk Karlsruhe zu schaffen. Sie sind ständig auf der Suche nach Unterkünften. In ihren Zuständigkeitsbereich fallen die großen Erstaufnahmeeinrichtungen in Karlsruhe mit insgesamt rund 5600 Plätzen, Heidelberg (rund 3800 Plätze) und Mannheim, wo in verschiedenen Stadtgebieten etwa 11 200 Menschen untergebracht sind. „Wir bekommen viel angeboten, aber nicht jedes Objekt ist geeignet“, sagt ein Sprecher der Behörde. Viele Gebäude seien zu klein oder nicht winterfest, anderen würden schlicht der Wasseranschluss für Duschcontainer und mobile Toiletten fehlen.

Es ist schwierig, geeignete Personal zu finden

Ein sehr großes Problem sei inzwischen auch, geeignetes Personal zur Betreuung der ankommenden Flüchtlinge anzustellen, erklärt der Behördensprecher weiter. „Für die Sozial- und Verfahrensberatung haben wir einen Schlüssel von 1 zu 100.“ Es sei unter den aktuellen Umständen fast unmöglich, einen Betreuer für 100 Flüchtlinge zu finden. Personalengpässe gebe es auch bei den Sicherheitsfirmen, die für die Bewachung der Unterkünfte zuständig sind. Gerade jetzt, vor dem Einbruch des Winters, würden die Bemühungen noch intensiviert, geeignete Unterkünfte zu finden, sagt der Behördensprecher. Schließlich reiche es bald nicht mehr, den Flüchtlingen nur ein Dach über dem Kopf zu bieten, es müsse auch ein warmes Zuhause sein.


 

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