Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Mittwochabend in der ARD-Talkshow von Anne Will ihre mediale Offensive fortgesetzt: Sie verteidigte ihre Flüchtlingspolitik und erneuerte ihr Credo, „wir werden es schaffen, davon bin ich überzeugt“.

Stuttgart - Nach einem Interview im Deutschlandfunk am Sonntag hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwochabend in der ARD-Talkshow von Anne Will ihre mediale Offensive fortgesetzt: Sie verteidigte in sachlich-ruhigem Tonfall 60 Minuten lang ihre Flüchtlingspolitik und tat mit knappen Worten den kritischen Brief der 34 CDU-Politiker („da sind gute Vorschläge drin“) ab. Merkel erneuerte ihr Credo, „wir werden es schaffen, davon bin ich überzeugt“. Man werde die „riesige Herausforderung“ meistern, indem man nach innen und außen arbeite. Es gehe darum Verbündete zu finden, mit Europas Nachbarn wie der Türkei zusammenzuarbeiten und Fluchtursachen zu bekämpfen.

 

Merkel sprach von einer breit gefächerten Aufgabe. Die Flüchtlingskrise müsse durch einen „geordneten und steuerbaren Prozess“ gelöst werden. Befragt von einer loyalen und freundlichen Moderatorin Anne Will gestand die Kanzlerin, „dass ich den ganzen Tag über die Krise nachdenke“. Sie stritt ab, dass mit Zäunen etwas zu erreichen sei: „Wir können nicht die 3000 Kilometer lange deutsche Grenze schließen.“

Ob sie ihre Kanzlerschaft riskiert? Der Frage weicht sie aus

Dass sie zu freundlich sei gegenüber Flüchtlingen, wies die Kanzlerin kategorisch ab. Sie glaube nicht, dass ein von ihr mit einem Flüchtling gemachtes Selfie „hunderttausend Menschen dazu bewegt, ihre Heimat zu verlassen“. Im übrigen werde sie nicht in einen Wettbewerb eintreten, „wer am unfreundlichsten zu den Flüchtlingen“ sei. Gelegentlich – etwa bei der Aufnahme von Tausenden aus Ungarn – habe sie nur „aus ihrem Herzen“ gesprochen.

Der Frage, ob sie wegen der Flüchtlinge ihre Kanzlerschaft riskieren würde, wich Merkel aus: „Die Frage stellt sich nicht. Ich werde für die Sache so hart arbeiten wie ich kann.“ Sie zitierte eine Studie, wonach 70 Prozent der Syrer nach Kriegsende in ihre Heimat zurück wollten. Sie sprach sich dafür aus, „Fehlverhalten“ von Flüchtlingen beim Namen zu nennen. Regeln hierzulande müssten eingehalten werden. Auch hätten Wirtschaftsflüchtlinge und Menschen aus sicheren Herkunftsstaaten kein Bleiberecht. Im Schlusswort sagte Merkel auf die Frage, ob Deutschland durch die Flüchtlinge „ganz anders“ werde: „Ich habe keine Sorge, dass unsere Gesellschaft mit ihren Grundwerten wie Marktwirtschaft und Religionsfreiheit bleiben wird, wie sie ist.“