Das Sozialamt hat den Bezirksbeirat über den aktuellen Stand in Sachen Flüchtlinge informiert. Die Lokalpolitiker kritisieren erneut die Größe der Flüchtlingsheime und würdigen das Engagement der Freundeskreise.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Möhringen/Fasanenhof - Wir halten weiter an der Konzeption des Stuttgarter Wegs fest“, versicherte Marco-Oliver Luz, der Abteilungsleiter Flüchtlinge beim städtischen Sozialamt, den Möhringer Bezirksbeiräten in ihrer jüngsten Sitzung. Dieser Weg sieht vor, die derzeit etwa 8000 Flüchtlinge möglichst dezentral unterzubringen. Sie sollen in überschaubaren Unterkünften auf die Stadtbezirke verteilt werden, maximal 250 Plätze sollen an einem Standort geschaffen werden. Sowohl am Standort Kurt-Schumacher-Straße als auch am Ehrlichweg sollen allerdings deutlich mehr Flüchtlinge leben.

 

Am Ehrlichweg werden auf dem ehemaligen Gelände der Fasanenhofschule vier Systembauten mit insgesamt 321 Plätzen errichtet; der bereits bestehende Standort an der Kurt-Schumacher-Straße wird um zwei weitere Systembauten vergrößert. Dort gibt es bereits drei Gebäude mit 243 Unterkunftsplätzen. Mit den zusätzlichen 153 Plätzen können dann 396 Flüchtlinge am Standort nahe des SI-Centrums untergebracht werden. Am Lautlinger Weg wurden bereits Anfang 2015 drei Systembauten mit insgesamt 243 Plätzen bezogen.

Die Zahl der Zuweisungen ist gesunken

Die hohe Anzahl der Flüchtlinge hatten die Bezirksbeiräte und Bürger bereits in der Vergangenheit moniert. Mit fast 1000 von den gesamt 8000 Flüchtlingen in Stuttgart sei Möhringen übermäßig belastet. Die beiden nun im Bau befindlichen Großunterkünfte stehen besonders in der Kritik. „An einzelnen Standorten mussten wir vorübergehend vom Stuttgarter Weg abweichen. Das ist der hohen Zahl an Neuzuweisungen geschuldet“, erklärte Luz. Zwar kämen derzeit weniger Flüchtlinge als noch im Frühjahr, aber die, die bislang in Notunterkünften wie Turnhallen lebten, müssten in „richtigen“ Unterkünften untergebracht werden.

Sinken die Zuweisungen weiter, sollen die Unterkünfte mit weniger Flüchtlingen belegt werden. Die Zimmergröße würde so steigen. Ziel sei ein „apartmentähnlicher Charakter“. „Das würde mehr Raum und Individualität für die Bewohner bedeuten.“ Bislang ist das allerdings Zukunftsmusik. Denn die Flüchtlingsheime sind ausgelastet, sagt der Mann vom Sozialamt.

Fred Wagner von der CDU wollte wissen, was die „vorübergehende Abweichung“ vom Stuttgarter Weg konkret bedeute und merkte an, dass er am Ehrlichweg Container statt der Systembauten bevorzugt hätte. „Systembauten sind eine festbetonierte Lösung. Container wären flexibler“, ergänzte Markus Schröter (CDU). „Die Abweichung ist nur eine Ausnahme, die wir haben machen müssen. Der Stuttgarter Weg ist aber weiterhin das Ziel“, sagte Luz. Container seien in der Anschaffung fast genauso teuer wie Systembauten, böten aber weniger Wohnkomfort, erläuterte Luz. Deswegen habe man sich für Systembauten entschieden.

Petra Leitenberger von den Grünen wollte wissen, warum man am Ehrlichweg nicht direkt Wohnungen bauen könne, auch im Hinblick auf eine Anschlussunterbringung der Flüchtlinge. „Der Wohnungsbau liegt nicht in meiner Kompetenz“, sagte Luz. „Und wir brauchen die Systembauten für Flüchtlinge.“

Anerkennung für die Ehrenamtlichen in Freundeskreisen

Leitenberger mahnte an, das Engagement der Freundeskreise nicht zu vergessen. „Wir bräuchten für jeden Stadtteil jemanden von der Stadt, der Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen ist“, so Leitenberger. Ingrid Schulte (SPD) forderte, den Betreuungsschlüssel anzupassen. Derzeit ist ein Sozialarbeiter für 136 Flüchtlinge zuständig. „Die Freundeskreise sind ausgelastet, es kann nicht sein, dass alles auf dem Rücken der Ehrenamtlichen ausgetragen wird“, so Schulte.

„Wir wissen, was die Ehrenamtlichen leisten. Und wir merken die Erschöpfung bei einigen Freundeskreisen“, sagte Luz. Gleichzeitig seien die Ehrenamtlichen, die sich in den Notunterkünften um Flüchtlinge gekümmert haben, nun „arbeitslos“. „Wir müssen nun schauen, dass wir die Ehrenamtlichen halten können“, sagte Luz. Dazu wolle die Stadt Partner sein, die Möglichkeiten zum Austausch zwischen Ehren- und Hauptamtlichen und Fortbildungen anbiete. „Wir hoffen, dass die Freundeskreise so lange arbeiten, wie Flüchtlinge in den Unterkünften leben. Aber es ist ein freiwilliger Einsatz von Menschen, die das in ihrer Freizeit tun“, sagte Luz.