Die Flüchtlingsunterkunft im Wolfer sollte um einen weiteren Systembau mit 93 Plätzen erweitert werden. Das ist nun bis auf weiteres verschoben, da die Stadt weniger Plätze für Flüchtlinge schaffen muss als erwartet.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Plieningen - Die viel diskutierte Erweiterung der Flüchtlingsunterkunft in Plieningen ist nun erst einmal wieder vom Tisch. Wie die Stadt Stuttgart in der vergangenen Woche mitteilte, wird die Errichtung von insgesamt vier Systembauten zunächst zurückgestellt. Drei davon waren in Vaihingen an der Möhringer Landstraße vorgesehen, eine in Plieningen. Da aufgrund der sinkenden Flüchtlingszahlen derzeit weniger Menschen in Stuttgart untergebracht werden müssen, wird in Vaihingen und Plieningen zunächst nicht erweitert.

 

Für die Bezirksvorsteherin in Plieningen und Birkach, Andrea Lindel, ist die Erweiterung damit aber lediglich aufgeschoben, nicht aufgehoben. „Gerade kommen wenige Flüchtlinge“, sagt sie. „Das kann sich aber auch wieder ändern.“ Auch im Freundeskreis Flüchtlinge habe die Neuigkeit kaum Wellen geschlagen, berichtet sie. Die Heimleitung der Evangelischen Gesellschaft (Eva) möchte sich nicht zur aktuellen Situation äußern.

Für die Erweiterung müsste ein Skateplatz verlegt werden

Dass die Stadt nun ausgerechnet die Erweiterung in Plieningen aufschiebt, statt in einem anderen Bezirk, hat auch den Grund, dass dafür ein Skateplatz hätte verlegt werden müssen. Andrea Lindel hatte bereits im Juli einen Ortstermin mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt und dem Amt für Liegenschaften und Wohnen angeregt, um nach einem Ersatzort zu suchen. „Als es im Juli nicht geklappt hat, war klar, es geht erst nach der Sommerpause weiter“, berichtet Lindel. „Dann wären wir auch auf die Skater und auf die Schulen zugegangen.“

Die Baugenehmigung für den zusätzlichen Systembau im Wolfer ist aber bereits beantragt und durchgegangen, wie die Pressestelle der Stadt bekannt gibt. In dem Fall, dass die Flüchtlingszahlen wieder ansteigen, und zusätzlicher Platz geschaffen werden müsste, könnte die Stadt also gleich mit dem Bau beginnen, ohne die Notwendigkeit, auf Genehmigungen warten zu müssen. Seit 2014 leben rund 160 Flüchtlinge in den Systembauten im Wolfer. Der zusätzliche Bau hätte 93 Plätze gehabt.

Im Frühjahr hatte die Stadtverwaltung ursprünglich vorgeschlagen, die Flüchtlingsunterkunft an der Leypoldtstraße um einen weiteren Systembau mit 93 Plätzen zu erweitern. Dem hatten Anwohner und Bezirksbeiräte energisch widersprochen und kritisiert, dass der zusätzliche Bau zu nahe an die Wohnbebauung heranrücke. Die Lokalpolitiker hatten einstimmig abgelehnt und stattdessen Alternativflächen im Bezirk vorgeschlagen, beispielsweise Bereiche in den Entenäckern sowie im Umfeld vom Hallenbad und von der bestehenden Unterkunft im Wolfer.

Nach der Prüfung der vorgeschlagenen Flächen durch die zuständigen Ämter gab es im Mai eine außerordentliche Bezirksbeiratssitzung. Dabei haben sich die Bezirksbeiräte für die Fläche bei der Flüchtlingsunterkunft im Wolfer entschieden, auf der aktuell Skateplatz und Grillhütte untergebracht sind.

Melena Menner aus der Projektgruppe Jugendrat hatte berichtet, dass Anlage und Grillhütte sowieso kaum mehr Treffpunkt der Jugendlichen seien: Seit der Errichtung der Flüchtlingsunterkünfte dürfe nicht mehr laut Musik gehört werden. „Vielleicht könnte man die Skateranlage an eine ganz andere Stelle verlegen“, schlug sie vor, „wo die Jugendlichen ungestörter wären“.

Auch in Vaihingen wird erst einmal nicht gebaut

Der Gemeinderat war am 12. Mai dem Wunsch des Bezirksbeirats gefolgt, statt der Unterkunft Leypoldtstraße diejenige im Wolfer zu erweitern. Im Bezirk, so berichtet es Andrea Lindel, habe darum die Entscheidung „keine großen Wellen“ geschlagen, sondern es scheint Konsens geherrscht zu haben.

Vorsichtig optimistisch äußern sich dagegen die Vaihinger Bezirksbeiräte zur Rückstellung der Systembauten an der Möhringer Landstraße. „Im Augenblick mögen die Zahlen so sein, dass man die Unterkunft nicht braucht, aber wer weiß, wie sich das entwickelt?“, sagt der Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt. Für die Anwohner im Höhenrand sei die Entscheidung freilich erfreulich. Sie hatten sich im vergangenen Sommer kritisch zum Bau der drei Systembauten geäußert. Zu viele Flüchtlinge auf zu wenig Raum, lautete der Vorwurf. Der Bezirksbeirat hatte sich deswegen dafür ausgesprochen, nur zwei statt drei Systembauten zu errichten. Daran möchten die Lokalpolitiker auch festhalten, sollte der Standort Möhringer Landstraße doch noch benötigt werden.