Das Flüchtlingswohnheim an der Landhauskreuzung ist noch nicht fertig, doch bereits jetzt gibt es Pläne für eine Erweiterung. Dass ab Herbst 400 Flüchtlinge dort leben sollen, stößt einigen Anwohnern sauer auf.

Möhringen - Die Großunterkunft an der Landhauskreuzung sollte besser nicht gebaut werden, da ist sich Dieter Plieninger sicher. Er lebt am Fritz-Ulrich-Weg, gleich unterhalb der U-3-Gleise und nur einen Steinwurf von dem Flüchtlingswohnheim entfernt, das derzeit entsteht. Plieninger sitzt im Verwaltungsbeirat der Wohnanlage, in der in 173 Eigentumswohnungen rund 400 Menschen leben. „Wir haben hier viele alleinstehende Senioren, vor allem Witwen“, sagt er. Dass nun von Herbst an ebenfalls rund 400 Menschen, die Asyl beantragen wollen, gleich gegenüber wohnen sollen, stößt ihm sauer auf. „Wir wehren uns mit aller Macht gegen eine nochmalige Erweiterung“, sagt Plieninger.

 

Stein des Anstoßes sind die Pläne der Stadt, das Heim an der Landhauskreuzung aufzustocken, noch ehe es überhaupt fertig ist. Derzeit entstehen auf einer Wiese drei Gebäuderiegel für rund 250 Menschen. Bezugsfertig sind sie voraussichtlich im Frühjahr. Mitte Januar wurde bekannt, dass bis Herbst zwei weitere Gebäude hinzukommen sollen, um Platz für noch einmal rund 150 Menschen zu schaffen. Entschieden ist das noch nicht, aber so gut wie. Letztlich wird der Gemeinderat darüber am 18. Februar abstimmen.

Gerade aus dem Salzäcker kommen viele Beschwerden

Jürgen Lohmann, der Bezirksvorsteher von Möhringen, sieht sich dieser Tage von vielen Seiten mit Anfragen zu eben diesem Heim konfrontiert. „Briefe, Anrufe, Überraschungsbesuche, das volle Programm“, sagt er. „Ich kümmere mich fast nur noch um das Flüchtlingsthema.“ Gerade aus dem Gebiet Salzäcker erreichen ihn viele Beschwerden. Lohmann zählt die gängigen Einwürfe auf: „Es ist genug, zu viele Plätze an einer Stelle, Angst, nicht mehr im Körschtal laufen zu können.“ Teilweise sind die Menschen, mit denen er im Gespräch ist, an sachlichen Argumenten interessiert. Teilweise werden sie aber auch „böse und persönlich“.

Plieninger macht seinem Unmut in Form eines Briefes Luft, den er im Namen der Eigentümer am Fritz-Ulrich-Weg verfasst und an Lohmann geschickt hat. In die rechte Ecke will er sich nicht drängen lassen, ganz im Gegenteil. Stattdessen sieht er die Gefahr, dass durch eine Erweiterung die rechte Szene gestärkt werden könnte. Die Stadt sei zudem auf die Hilfe aus der Nachbarschaft angewiesen. Aber damit „sei nicht mehr zu rechnen“ angesichts „solcher Menschenmassen“.

Bürger fürchten „Getto-Unterbringung“

Er kritisiert, dass die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei und die Stadt an der Landhauskreuzung eine „Getto-Unterbringung“ plane. Schon wie ein „Zusammenleben mit nur 250 Menschen aus einem fremden Kulturkreis auf engsten Raum funktionieren soll“, ist ihm unklar. Wie soll das dann nach der Erweiterung werden? „Wir wollen eine 24-stündige Videoüberwachung der Haltestelle und eine Umzäunung“, sagt er. Ob es einen Sicherheitsdienst in ausreichender Personalstärke geben wird, treibt ihn ebenso um wie die Frage, ob das Gelände nachts beleuchtet sein wird.

Einige dieser Fragen werden Vertreter der Stadt am 27. Januar beantworten. Dann nämlich, wenn sich die Mitglieder des Möhringer Bezirksbeirats zu einer Sondersitzung im Bürgerhaus am Filderbahnplatz 30 treffen. Von 18 Uhr an wird es ausschließlich um das Thema Flüchtlingsunterbringung gehen.