Die Flüchtlingshelfer der Unterkunft neben der Backmanufaktur im Gewerbegebiet in Steinenbronn, die Sozialarbeiter und der Heimleiter ziehen eine positive Bilanz ihrer Arbeit in den vergangenen zwölf Monaten.

Steinenbronn - Vor einem Jahr sind die ersten Flüchtlinge in die Mobilbauten neben der Backmanufaktur Treiber in Steinenbronn gezogen. Dass bis zu 140 von ihnen im Gewerbegebiet leben werden, war für einige Alteingesessene schwer vorstellbar, doch mittlerweile scheint es, als hätten sich die Wogen geglättet. „Die Leute im Dorf haben sich an die Flüchtlinge gewöhnt. Zumindest höre ich nichts Negatives mehr“, sagt Norbert Nikolai vom Arbeitskreis Flüchtlingshilfe.

 

Norbert Nikolai lässt die aus seiner Sicht wichtigsten Stationen der Integrationsarbeit des Arbeitskreises in den vergangenen zwölf Monaten Revue passieren: „Wir haben zum Beispiel das Café International als Begegnungsstätte für Flüchtlinge und Steinenbronner ins Leben gerufen.“ Mittlerweile kämen jedes Mal zwischen 90 und 120 Personen, um einen gemeinsamen Nachmittag zu verbringen. „Die Flüchtlinge backen Gebäck aus ihren Herkunftsländern, darunter Afghanistan, Syrien und Irak.“ Ansonsten gebe es Sprachkurse. „Dabei unterhalten sich die Flüchtlinge mit einheimischen Sprachhelfern. So üben sie ihren Wortschatz und bekommen soziale Kontakte“, sagt Nikolai. Einige der Flüchtlinge zeigten rasche Lernerfolge: „Einer von ihnen gibt schon selbst einen Sprachkurs. Es macht Freude zu sehen, welche Fortschritte gerade die jüngeren Flüchtlinge machen.“

Manchen können jetzt sogar Schwäbisch

Auch Simone Voß, die Sachgebietsleiterin der Sozialbetreuung des Kreises Böblingen, der Heimleiter Hans-Georg Mai und Mine Maier, Sozialbetreuerin in der Flüchtlingsunterkunft, berichten über ihre Erfahrungen seit der Eröffnung. „Ich habe den Eindruck, dass die Flüchtlinge jetzt erst richtig angekommen sind“, sagt Maier. Dazu trage auch bei, dass sie einen Garten haben, in dem sie Gemüse anbauen, und ein Spielplatz mit Schaukeln entstanden sei.

Von den Ende Februar 2016 eingezogenen Flüchtlingen leben noch die Hälfte in der Unterkunft. Mit der Zeit sind ihre Deutschkenntnisse deutlich besser geworden. „Am Anfang konnten sie nur ein paar Wörter sagen, mittlerweile spricht jeder von ihnen gut Deutsch und manche sogar etwas Schwäbisch“, sagt Hans-Georg Mai. Dies sei ein Schritt hin zum Ziel, das Simone Voß verfolge: „Wir helfen und machen uns irgendwann selbst überflüssig.“

Viele der Flüchtlinge haben inzwischen Jobs gefunden

Am Anfang gaben sie den neuen Bewohnern viele Tipps und halfen ihnen intensiv. Voß arbeitete damals noch in der Unterkunft in Steinenbronn als Sozialbetreuerin. „Die Asylbewerber, die erst in der Schulturnhalle untergebracht waren, freuten sich hier über mehr Privatsphäre, eine eigene Dusche und eine Küche.“ Anfangs hätten sie viele Fragen gehabt, etwa wann sie arbeiten oder studieren dürften und wie lange sie dort bleiben müssten. „Wir sagten ihnen, dass das zunächst ihr neues Zuhause ist, bis wir neue Infos für sie bekommen.“ Zuerst sei es darum gegangen, ihnen Dinge für den täglichen Bedarf zu geben. „Heute“, sagt Mai, „ beraten die Mitarbeiter sie, wie sie einen Schulabschluss machen und eine Ausbildung beginnen können.“ Einige hätten Jobs gefunden, etwa in einem Hotel, dem Bauhof, dem Lager eines Onlineshops oder in einem Döner-Imbiss.

Generell hat der Heimleiter den Eindruck, dass sich die meisten Flüchtlinge in Steinenbronn wohlfühlen. „Sie sind im Ort sehr gut aufgenommen worden.“ Allerdings gebe es auch welche, gerade jüngere Männer, die eher in einer Stadt wie Böblingen oder Sindelfingen leben wollen. Für die Gemeinde gibt der Ordnungsamtsleiter Simon Römmich Auskunft über die Entwicklung der Flüchtlinge. Zwischenzeitlich sei Müll auf Wegen gelegen. „Wir hatten dann ein sehr konstruktives Gespräch mit dem Heimleiter“, erzählt Römmich. Nun würden Flüchtlinge in der Gemeinde Müll sammeln. „Das wird sehr positiv wahrgenommen“, sagt er. Auch sonst habe sich die Stimmung verbessert. „Am Anfang haben manche Leute kritisch auf die Flüchtlinge geschaut. Mittlerweile werden sie neutral gesehen.“ Einige seien auch schon im Sportverein aktiv und spielen dort etwa Basket- oder Fußball. „Es ist viel Integrationsarbeit geleistet worden.“