Immer mehr Fluggesellschaften nehmen nur noch einen Koffer gratis mit - wenn überhaupt.

Urlauber müssen sich umgewöhnen. Konnten sie bei Flugreisen bisher mehrere Koffer mitnehmen, solange sie nicht auf mehr als 20 Kilogramm Gepäck kamen, gilt bei immer mehr Fluggesellschaften jetzt das Stückkonzept. Seit Mai hat auch Air Berlin auf das Einkofferkonzept umgestellt. Auf den ersten Blick scheint das kein Nachteil zu sein. Denn beim Stückkonzept sind in der Regel 23 Kilogramm erlaubt, drei mehr als bisher. Doch die Tücken liegen im Detail und können teuer kommen.

 

Wer aus alter Gewohnheit für die Kinder leichte Koffer gepackt und die schweren Dinge bei den Erwachsenen verstaut hat, der kann auf dem Flughafen eine böse Überraschung erleben _ wenn die Fluggesellschaft das Stückkonzept anwendet. Das bei den Kindern eingesparte Gewicht wird nämlich nicht wie beim bisher gängigen Gewichtskonzept auf die schwereren Gepäckstücke angerechnet. Es verfällt quasi. Wer jetzt nicht umpacken kann, der muss zahlen - und das nicht wenig. So berechnet Air Berlin pauschal bis 32 Kilogramm Gesamtgewicht 50 Euro pro Strecke, auf Langstrecken das Doppelte. Bei anderen Fluggesellschaften liegen die Preise in etwa im gleichen Rahmen.

Ein weiteres Gepäckstück kann bis zu 100 Euro teuer werden

Ähnlich geht es Reisenden, die mit Taschen fliegen wollen, weil sie das bequemer finden, als einen schweren Koffer zu packen. Sie haben Glück, wenn in einer Tasche noch genügend Platz ist. Wenn nicht, dann kostet die zweite Tasche ebenfalls zusätzlich Geld. Die Fluggesellschaften mit Stückkonzept berechnen dann wie für Übergepäck um die 50 Euro pro Flug auf der Kurz- oder Mittelstrecke, bei Flügen nach Übersee circa 100 Euro.

Das ist noch günstig im Vergleich zu den sogenannten Billigfluggesellschaften. Ryanair, Easyjet und Germanwings kassieren für jedes Gepäckstück ab dem ersten Gramm - nur Handgepäck können die Passagiere ohne Zusatzkosten mitnehmen. Zusätzlich einen Aufpreis zahlt, wer vergisst, das Gepäck vorher auf der Internetseite anzumelden. Bei yanair beispielsweise kostet ein bei der Buchung angemeldetes Gepäckstück bis maximal 15 Kilogramm Gewicht je nach Saison und Strecke zwischen 15 und 50 Euro. Kommt man ohne Anmeldung zum Check-in, verteuert sich das Köfferchen auf 60 bis 120 Euro. Da kommt ein „teurer“ Linienflug unterm Strich häufig günstiger als der vermeintliche Billigflug.

Ein Koffer darf maximal 23 Kilogramm wiegen

Überraschungen kann es beim Wechsel der Fluggesellschaft geben, wenn diese unterschiedliche Gepäckkonzepte haben. Beispiel: Hin zum Ferienhaus auf Mallorca geht es mit Air Berlin. Mitnehmen darf man nur ein Gepäckstück, das darf aber 23 Kilogramm wiegen. Für den Rückflug gab es nur noch bei Condor einen Platz. Condor hat aber wie Sun Express und Tuifly das Gewichtskonzept mit maximal 20 Kilogramm Freigewicht. Wer nun auf dem Rückflug wie auf dem Hinflug 23 Kilogramm auf die Kofferwaage bringt, der muss eventuell zum Portemonnaie greifen und zwei 20er-Scheine zücken. Denn so viel kosten fünf Kilogramm Übergepäck bei Condor auf kürzeren Strecken. Auf Langstrecken verdoppelt sich der Betrag.

Kinder können übrigens genauso viel Gepäck mitnehmen wie Erwachsene. Bei vielen Fluggesellschaften gilt das sogar für Kleinkinder unter zwei Jahren, die auf dem Schoß der Eltern reisen. So können die Kleinsten bei Air Berlin, Condor, Tuifly und bei den Linienfluggesellschaften Lufthansa und British Airways mit vollem Gepäck reisen. Zusätzlich wird oft auch ein Kinderwagen ohne Aufpreis mitgenommen, Air Berlin erweitert das sogar noch um Autokindersitz und Kinderreisebett. Nur zehn Kilo Freigepäck haben Kinder unter zwei Jahren zum Beispiel bei Sun Express und Air France. Und bei den Billigfluggesellschaften müssen sie natürlich wie jeder andere Passagier bezahlen.