Der Flughafen Stuttgart hat 2016 die Passagierzahl weniger steigern können, als erwartet wurde. Und auch 2017 muss der Betreiber mit zahlreichen Hemmnissen rechnen.

Stuttgart - Der Flughafen Stuttgart wird das Jahr 2016 wohl mit einem Miniwachstum der Passagierzahl von 0,5 bis einem Prozent beschließen. Man rechne damit, nach letztmals 10,5 Millionen nun rund 10,6 Millionen Fluggäste zu erreichen, sagte Flughafenchef Georg Fundel am Donnerstag. Das wäre ein neuer Höchststand. Im Fall von Schnee und klirrender Kälte auf der letzten Strecke des Jahres könnte man aber auch noch unter dieser Marge bleiben.

 

Auf jeden Fall ist der Plan vom Jahresanfang – ein Wachstum von drei Prozent – Makulatur. Das begründete Fundel bei einem Pressegespräch mit den Folgen von politischen Krisen und Kriegen, aber auch mit Streiks infolge von bisher ungelösten Tarifkonflikten bei Lufthansa und Eurowings. 2017 werde es in dieser Art weitergehen. Wegen der vielen Risiken stellt sich die Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) vorsichtshalber auf Nullwachstum bei der Passagierzahl ein.

Wer künftig nach Mallorca startet, ist rätselhaft

Nur rätseln können Fundel und Co-Geschäftsführer Walter Schoefer, was die Turbulenzen und Korrekturversuche bei Air Berlin angeht. Wer deren Flüge zwischen Stuttgart und Mallorca übernehmen wird? Das vermögen auch die Flughafenchefs nicht zu sagen. Alle, die an der Flurbereinigung im Revier von Air Berlin und der Geldgeberin Etihad beteiligt sind, haben sich für die Sommersaison 2017 beim Flugplankoordinator des Bundes Zeitfenster für Flugbewegungen in Stuttgart vormerken lassen. „Aber es wird sicherlich nicht doppelt oder dreifach geflogen werden“, meint Fundel.

Irgendjemand wird vor dem Saisonauftakt Anfang April auf die sogenannten Slots verzichten. Wer das sein wird, weiß niemand, zumal die Fluggesellschaft Condor bei der Kartellbehörde gegen die Transaktionen rund um Air Berlin vorzugehen versuche. Sicher sei nur, dass es eine stattliche Nachfrage nach Mallorca-Flügen gebe und sie bedient werde. Fundel ist zuversichtlich, dass die Urlauber „perfekte Preise“ erwarten dürfen. 2016 hätten sie für Taschengeldbeträge nach Mallorca fliegen können, weil die Airlines viele Flugzeuge von Türkeistrecken nach Spanien umdirigiert hätten. Das Angebot werde nun zwar wohl verringert, „aber diese Strecke wird umkämpft sein“, sagt Fundel voraus. Wirtschaftlich ist das Jahr 2016 für die FSG wieder gut gelaufen. Der Jahresüberschuss aus dem operativen Geschäft dürfte ähnlich ausfallen wie 2015, als er rund 45 Millionen Euro betragen hat, allerdings durch die Beteiligung an einem Risikotopf für das Bahnprojekt Stuttgart 21 um 40 Millionen schrumpfte.

Stuttgart 21 bringt Flughafenergebnis ins Minus

Diesmal hatte man mit einer Zahlung von 45 Millionen Euro für S 21 gerechnet, wahrscheinlich werde man nach dem Jahreswechsel aber eher eine Jahresrate von 60 Millionen Euro auf dem Weg der Rückstellung auf 2016 buchen, sagt Fundel. Das Ergebnis nach Steuern und nach der S-21-Zahlung rutscht also tief ins Minus.

Das heiße allerdings nicht, dass die FSG schlecht wirtschafte, versichert Fundel. Im Gegenteil: Der Flughafen Köln-Bonn verdränge Stuttgart in diesem Jahr bezüglich der Passagierzahl zwar vom Rang 6 in Deutschland auf Platz 7, aber „Köln-Bonn könnten wir aus der Portokasse kaufen“.

Die Kollegen im Rheinland hätte 2016 um über eine Million Fluggäste zugelegt, weil Ryanair dort eine Basis aufbaue und Eurowings zu Fernflügen starte – der Umsatz sei trotzdem nicht gewachsen. Fundel: „Wir dagegen kaufen uns keine Passagiere.“ Soll heißen, man mache Airlines keine vergleichbaren Preiszugeständnisse.

Vorabbaumaßnahmen für Stadtbahn geplant

Im Baubereich erwägen Fundel und Schoefer zurzeit, anstelle der Stuttgarter Straßenbahnen AG vorab den Trog für die künftige Endhaltestelle der Stadtbahnlinie U6 bauen zu lassen. Die Bahnen werden zwar wohl erst Ende 2020 zur Messe und zum Flughafen vorfahren, das neue Hotel auf dem ehemaligen Gelände der Flughafenverwaltung direkt daneben soll aber schon Ende 2019 eröffnet werden. Zumindest die Stadtbahnbaustelle soll dem Hotelbetrieb erspart bleiben, wenn auch nicht die Baustelle, wo der Eingang zum Tiefbahnhof für die ICE-Züge entstehen soll. Vorabmaßnahmen mit Kosten von etwa drei Millionen Euro hat der Flughafen-Aufsichtsrat schon erlaubt. Man überlege aber, statt dem Abschnitt mit dem Trog von etwa 80 Metern einen größeren Abschnitt von etwa 140 Metern einschließlich Stegen über der Trasse vorzubauen, sagte Schoefer.