Bahn, Land und Airportbetreiber diskutieren hinter den Kulissen über Entwürfe, die manchen jubeln lassen. Die Sitzung des Lenkungskreises findet am Freitag statt.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Wenige Tage vor der Sitzung des Lenkungskreises zu Stuttgart 21 am nächsten Freitag kommt offenbar Bewegung in die Diskussion über die Anbindung des Flughafens an den Tiefbahnhof im Talkessel. Dem Vernehmen nach die Projektpartner Bahn, Land und Flughafen hinter den Kulissen intensiv über die Lage des geplanten Flughafenbahnhofs. Der bisherige Entwurf sieht eine Station für die Fernbahn in 28 Metern Tiefe vor, die zudem einige hundert Meter von der S-Bahn-Haltestelle entfernt wäre.

 

Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung liegt jetzt eine Variante auf dem Tisch, die beide Probleme – die Tiefe und die Entfernung – gleichermaßen lösen könnte. Funktionieren könnte dies, wenn die der geplante Fernbahnhof parallel zur Flughafenstraße läge. Dann könnte der von Süden kommende Fernverkehr in den Flughafenbahnhof einfahren und müsste sich an dem Haltepunkt die Gleise nicht mit der S-Bahn teilen. Dies ist im bisherigen Plan vorgesehen, was Probleme nach sich zieht. Unter anderem haben S-Bahn und ICE unterschiedliche Einstiegshöhen, deswegen müssten die Gleise am Mittelbahnsteig in der Flughafenstation auf unterschiedliche Niveaus gebracht werden.

Möglichkeiten werden diskutiert

In der neuen Variante wären Fernverkehr und S-Bahn-Trasse im Bahnhofsbereich strikt voneinander getrennt. Die S-Bahn-Station bliebe unverändert erhalten, während alle haltenden ICE den Fernbahnhof nutzten – ganz gleich, ob sie von Zürich, Ulm oder dem Stuttgarter Tiefbahnhof kommen. Nach dieser Planung könnte der Flughafenbahnhof offenbar auf dem Niveau des Ankunftterminals und der Messepiazza gebaut werden – also im ersten Untergeschoss anstatt in 28 Metern Tiefe wie bisher geplant. Allerdings wäre für die Anbindung an die Neubaustrecke ein längere Strecke mit einem größeren Radius notwendig, was zu einem größeren Flächenverbrauch führen würde.

Trotzdem soll der eine oder andere Planer hinter verschlossenen Türen ob der neuen Idee bereits von einer „eierlegenden Wollmilchsau“ gesprochen haben. Offiziell geben sich die Projektpartner dagegen verschlossen. Auch die bisher geplante Antragstrasse sei baubar, sagt der Flughafensprecher Volkmar Krämer. Allerdings habe diese durchaus Vor- und Nachteile, sei insgesamt also „suboptimal“. Mit der Bahn und dem Land befinde man sich daher in „Optimierungsgesprächen, in denen zahlreiche Varianten diskutiert werden“. Im Moment stimmten sich die Projektpartner ab, welche Optionen beim Filderdialog den Bürgern vorgestellt würden. Zu einzelnen Varianten äußere man sich nicht. Ebenso wenig zu den Kosten für etwaige Umplanungen. Nur soviel lässt sich Volkmar Krämer entlocken: „Wer sagt denn, dass es immer teurer werden muss?“

„Filderdialog droht zur Alibiveranstaltung zu werden“

Noch einsilbiger bleiben die Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart 21 und des Verkehrsministeriums. Während S-21-Repräsentant Wolfgang Dietrich keinerlei Kommentar in der Sache abgibt, bestätigt der Ministeriumssprecher Edgar Neumann immerhin, „dass uns der Vorschlag bekannt ist“. Im Übrigen verweisen beide auf die Sitzung des Lenkungskreises am kommenden Freitag und den Filderdialog mit den betroffenen Bürgern und Kommunalpolitikern, der unter der Leitung des Moderators Ludwig Weitz aus Bonn im Mai starten soll.

Wie wegweisend dieses Forum freilich wird, ist unklar. Leinfelden-Echterdingens Oberbürgermeister Roland Klenk jedenfalls hat seiner Verstimmung am Montagnachmittag in einer Pressemitteilung Luft gemacht. „Der Filderdialog ist als wegweisende Form der Bürgerbeteiligung gestartet, droht aber jetzt zur Alibiveranstaltung zu werden“, schrieb der OB von L-E und beklagt „die wenig nachvollziehbare Vorgehensweise der Projektträger“. Bis jetzt habe er keine offizielle Mitteilung über die Verfahrensentscheidungen von Land und Bahn erhalten. Geschweige denn einen Vorschlag oder eine Vorgabe, durch wen und in welcher Anzahl die Filderkommunen im Rahmen dieses Dialogs vertreten sein sollen und welche Termine ins Auge gefasst wurden. „Wo bleiben denn da die immer zitierten Zusagen zur Augenhöhe, Kultur des Gehörtwerdens und des Zuhörens?“, fragte Klenk. Im Blick auf das Erlebte sehe er die Angelegenheit inzwischen eher mit Skepsis.