Verbraucherschützer fordern die Fluglinien auf, ihre Ticketpreise zu senken und begründen das mit den niedrigen Ölpreisen. Die Firmen lehnen Preissenkungen ab.

Frankfurt - Wegen der stark gesunkenen Ölpreise sollen Fluggesellschaften die Kerosinzuschläge senken und so ihre Flugtickets billiger machen; das fordern Verbraucherschützer. „Preisentwicklungen dürfen keine Einbahnstraße sein“, meinte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller. Jahrelang seien die Flugpreise mit dem Argument steigender Energiekosten nach oben getrieben worden. „Jetzt müssen auch sinkende Ölpreise bei den Verbrauchern ankommen“, forderte Müller in einem „Bild“-Interview. Die Kerosinpauschale hat Condor-Neckermann im Jahr 2000 als erste Linie in Deutschland verlangt. Die meisten Fluggesellschaften und Touristikveranstalter erheben seitdem bei zunächst stetig weiter steigenden Kerosinpreisen ähnliche Zuschläge. Diese haben laut Lufthansa den Vorteil, dass man bei starken Preisschwankungen nicht das komplette Tarifsystem umbauen müsse.

 

Im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz hat man Verständnis für die Forderung der Verbraucherschützer. Aktiv werden wolle das Ministerium aber nicht, hatte der zuständige Staatssekretär Gerd Billen erklärt. Der ehemalige Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen setzt darauf, dass der Wettbewerb dazu führen wird, dass auch die Verbraucher von den sinkenden Energiekosten profitierten.

Das wird jedoch noch einige Zeit dauern, wenn man die Gegenargumente der Branche hört. „Für das Kerosin, das wir heute verfliegen, haben wir die Preise im Jahr 2013 fixiert. Von den niedrigeren Preisen werden wir so richtig erst im Winter 2015/2016 profitieren“, erklärt ein Sprecher der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin. „Deshalb kann es nur mit Verzögerungen zu niedrigeren Ticketpreisen kommen“, folgert der Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft BDL. Der Branchenverband IATA rechnet für 2015 weltweit mit zehn Milliarden Euro geringeren Kerosinkosten.

Die Branche sichert die Kerosin-Preise frühzeitig ab

Auch bei der Lufthansa verweist man auf die Preissicherungsgeschäfte, die ein kurzfristiges Anpassen der Preise kaum möglich machen. Die Absicherung bringt Vorteile in Phasen steigender Preise. Dann steigen die Kosten nicht im gleichen Tempo. Umgekehrt geht es bei sinkenden Preisen nicht so schnell abwärts. Deshalb, sagt ein Lufthansa-Sprecher, sei die Kerosinrechnung der Lufthansa in den ersten neun Monaten 2014 nur 0,5 Prozent niedriger gewesen als im Vorjahreszeitraum. Zudem decke der vor einigen Jahren eingeführte Treibstoffzuschlag nur einen Teil – laut Experten rund zwei Drittel – der Kerosinrechnung, die bei der Lufthansa in diesem Jahr rund 6,7 Milliarden Euro ausmachen wird. Ohnehin könne der Zuschlag nicht eins zu eins zum Kerosinpreis sinken, sagte der Lufthansa-Sprecher.

Flugbenzin wird in Dollar bezahlt. Die aktuelle Schwäche des Euro frisst einen Teil des Preisvorteils des billigen Öls wieder auf. Die Durchschnittserlöse pro Ticket seien sogar um 3,6 Prozent gesunken, betonte der Lufthansa-Sprecher, wobei dies nicht nur an niedrigeren Preisen, sondern auch an der Zusammensetzung der Passagiere nach Buchungsklassen liege.

Das Bundeswirtschaftsministerium will sich ebenfalls nicht in die Preispolitik der Airlines einmischen. Bei den Kerosinzuschlägen handele es sich „um eine unternehmerische Entscheidung, die selbstständig von den Unternehmen und mit deren jeweiliger Preiskalkulation getroffen wird“, hieß es. Tendenziell sind die Flugpreise in den vergangenen Monaten durch den zunehmenden Wettbewerb gesunken. Und obwohl die Zuschläge, Steuern und Gebühren bei den meisten Fluggesellschaften gesondert ausgewiesen werden, sind die Preise schwer zu vergleichen. Die meisten Anbieter haben ihre Preisgestaltung inzwischen so flexibel ausgelegt, dass der Endpreis je nach Auslastung und Konkurrenzsituation auf einzelnen Strecken sehr unterschiedlich ausfallen kann. „Der Markt regelt die Preise. Der harte Wettbewerb unter den Airlines sorgt für die bestmöglichen Ticketpreise beim Kunden“, erklärte eine Sprecherin des BDL.