In einer am Montag veröffentlichten Videobotschaft hat Russlands Präsident Wladimir Putin die Verantwortung für den Absturz des malaysischen Flugzeugs in der Ukraine zurückgewiesen. Viel mehr schob Putin die Verantwortung der Ukraine zu.

In einer am Montag veröffentlichten Videobotschaft hat Russlands Präsident Wladimir Putin die Verantwortung für den Absturz des malaysischen Flugzeugs in der Ukraine zurückgewiesen. Viel mehr schob Putin die Verantwortung der Ukraine zu.

 

Moskau/Kiew - Kremlchef Wladimir Putin hat eine Verantwortung Russlands für den Absturz des malaysischen Flugzeugs in der Ukraine zurückgewiesen und vor einem politischen "Missbrauch" der Katastrophe gewarnt.

Hätte die Regierung in Kiew Ende Juni den Kampf gegen die Separatisten im Osten des Landes nicht wiederaufgenommen, wäre die Tragödie nicht geschehen, sagte Putin in einer am Montag in Moskau veröffentlichten Videobotschaft.

Am Absturzort der Maschine wurden den Behörden zufolge bisher 272 der vermutlich 298 Opfer geborgen. Die sterblichen Überreste seien in die nahe Ortschaft Tores gebracht worden, wo sie zunächst in speziellen Eisenbahnwaggons mit Kühlung gelagert würden, teilte ein Sprecher der Rettungskräfte in Kiew mit. Er kritisierte erneut die Anwesenheit prorussischer Separatisten am Absturzort. Die bewaffneten Aufständischen würden die Sucharbeiten weiter erheblich behindern.

OSZE wird daran gehindert, ihre Arbeit zu machen

Die Bundesregierung bezeichnete die Situation am Absturzort als unerträglich. "Was wir da an Bildern gesehen haben von der Absturzstelle, spottet im Grunde jeder Beschreibung", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, in Berlin. Dutzende Journalisten hätten die Gelegenheit bekommen, Beweismittel zu zertrampeln. Die internationalen Beobachter der OSZE würden zudem daran gehindert, ihre Arbeit zu machen. "All das sind Dinge, die zurecht die Weltöffentlichkeit empören", sagte Schäfer.

Der Separatistenanführer Andrej Purgin wies Anschuldigungen zurück. Die militanten Gruppen würden die "Rechtmäßigkeit" der Ermittlungen überwachen, sagte er in Donezk. Die "Volkswehr" habe dem Antrag der Führung in Kiew zugestimmt, die sterblichen Überreste in die rund 300 Kilometer entfernte Großstadt Charkow bringen zu lassen. Zunächst sollten sich Experten in Tores vom Zustand des Transports überzeugen. Dort trafen am Montag Experten aus den Niederlanden ein. Diese sollen die Identifizierung Opfer koordinieren.

Unter den Opfern sind auch vier Deutsche

Dem ukrainischen Regierungschef Arseni Jazenjuk zufolge kamen in Charkow bislang insgesamt 31 Ermittler an. Neben 23 Niederländern seien dies Experten aus Deutschland, Großbritannien, Australien und den USA. Kiew sei bereit, die gesamte Koordination nach dem Absturz an Den Haag zu übergeben, betonte Jazenjuk. Unter den Opfern sind 193 Niederländer und auch 4 Deutsche.

Präsident Petro Poroschenko befahl der Armee, die Kampfhandlungen um den Absturzort unverzüglich einzustellen. "Ich habe angeordnet, dass die ukrainischen Militärs in einem Radius von 40 Kilometern vom Ort der Tragödie keine Operationen durchführen und das Feuer nicht eröffnen dürfen", sagte er am Montag in Kiew. Poroschenko sprach sich auch für die Beteiligung russischer Experten an der Untersuchung des Absturzes aus. Ziel sei "maximale Transparenz".

Der UN-Sicherheitsrat könnte noch am Montag über eine Resolution zum Absturz der Maschine abstimmen. Die USA verdächtigen die Separatisten, die Boeing mit einer Rakete abgeschossen haben.

"Russland unternimmt alles"

Putin sagte in seiner Videobotschaft, er unterstütze die Initiative, die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) an den Ermittlungen der Absturzursache zu beteiligen. Ein internationales Team solle die Tragödie untersuchen. "Man muss alles tun, um die sichere Arbeit von Experten zu gewährleisten", betonte er. Am Absturzort nahe Grabowo seien bereits Vertreter der Ukraine und aus Malaysia am Werk. "Das genügt aber nicht", sagte der Präsident.

Der Kreml habe alle Konfliktseiten mehrmals aufgerufen, die Gefechte einzustellen und sich an den Verhandlungstisch zu setzen. "Russland unternimmt alles, damit der Konflikt zu Gesprächen mit friedlichen und ausschließlich diplomatischen Mitteln übergeht", sagte Putin. Niemand dürfe die Tragödie für eigennützige politische Ziele missbrauchen. "Solche Ereignisse sollten Menschen nicht trennen, sondern zusammenführen", unterstrich der russische Präsident. Deutschland, Großbritannien und Frankreich hatten zuletzt den Druck auf Russland erhöht, sich bei den prorussischen Separatisten in der Ukraine für eine Entspannung der Lage einzusetzen.

Die Gefechte gehen unvermindert weiter

Die Aufständischen bekräftigten, den Flugdatenschreiber und den Stimmenrekorder der Maschine im Besitz zu haben. "Es sieht jedenfalls so aus, als seien das die Geräte. Wir übergeben sie internationalen Ermittlern", sagte der Separatistenanführer Alexander Borodaj.

Auch nach dem Absturz des Passagierflugzeugs liefern sich Armee und Separatisten heftige Gefechte. In Donezk stehe nach intensivem Artilleriebeschuss schwarzer Rauch über dem Bahnhof, berichteten örtliche Medien. "Mindestens drei Menschen starben", sagte ein Behördensprecher. Auch rund um den stillgelegten internationalen Flughafen kam es zu Schusswechseln. In Lugansk kamen bei Kämpfen mindestens zwei Zivilisten ums Leben. Hier seien auch 26 Häuser durch Granaten beschädigt worden, teilte die Stadtverwaltung mit.