Es gibt viele tolle Ideen, wie der Neckar besser genutzt werden könnte. Damit aus den Visionen Wirklichkeit wird, schlägt Marion Heck einen Neckar-Manager vor, der sich nur um das Thema Neckar-Entwicklung kümmert.

Bad Cannstatt - Wer nah am Wasser aufgewachsen ist, etwa an den Ufern des Niederrheins, den zieht es immer wieder ans Wasser. Insofern hat Marion Heck es gut getroffen in Stuttgart, denn mit ihrer Wohnung an der Hofener Straße hat sie den Fluss direkt vor der Nase. Zugleich ist sie damit auch ganz nah dran an den Untiefen, die das Thema: „Auf zu neuen Ufern – Visionen für eine neue Erlebbarkeit der Flusslandschaft“ birgt. So hat sie im Wirbel um die erste Sperrung der Hofener Straße, des Verbindungswegs Richtung Bad Cannstatt, die Initiative Neckarfreude ins Leben gerufen.

 

Rückgewinnung des Flusses als Erlebnisraum

Schon der Begriff könnte entspannen, denn wer wollte sich schon dagegen sperren, „ein Stück mehr Freude am Neckar erleben zu können“, wie Marion Heck das Ziel dieses losen Zusammenschlusses von „Neckar-Freunden“ beschreibt. Als „ein Stück gelebte Utopie“ erfährt sie so derzeit die Passage, wenn die Straße wochenends freigehalten wird für Radfahrer und Jogger, für Spaziergänger und Skater: „Es sind ja kaum zwei Kilometer, aber ein großes Stück Lebensqualität. Die Leute können ungefährdet und ungehindert bummeln, sie gucken die Weinberge hoch und zum Neckar runter, und wenn sie durch sind, finden sie es schade, dass es schon vorbei ist. „Und wie viele Familien mit kleinen Kindern da unterwegs sind“, sagt Marion Heck begeistert.

Gleichwohl sieht die Neckarfreundin in der zeitweiligen Reservierung der Hofener Straße für Nicht-Automobilisten „nur einen Mosaikstein“ für mehr Neckarfreude: „Für mich ist das die Probe aufs Exempel, ob man es wirklich ernst meint mit der Rückgewinnung des Flusses als Erlebnisraum für die Bevölkerung der ganzen Stadt,“ betont sie, und bevor sie ausgreift auf „eine Art Vision vom Leben an und mit dem Fluss“, warnt sie vor Augenwischerei: „Man macht da mal ein Ding, dort ein Stückchen. Ein bisschen Auwiesen, einen Wasserspielplatz. Das sieht noch sehr nach Alibi und Stückwerk aus, ein bisschen wie Neckar-Design. Den großen Wurf sehe ich noch nicht.“

Aber drunter will die Wirtschaftsingenieurin, die bei Klett-Cotta arbeitet, die „Vision“ nicht haben: „Das müsste den ganzen Fluss im Zusammenspiel mit der Landschaft umfassen.“ In den Ideen, die dazu aus der Bevölkerung kommen, sieht sie „tolle Bausteine“. Etwa die neue Nutzung der alten Holzbrücke oder die Schaffung einer Badestelle. „Aber da ist viel Luft nach oben. Entscheidend wäre, ganze Uferbereiche wieder naturnah zu gestalten, einen wirklichen Zugang zum Fluss zu schaffen. Dass man direkt am Neckar flanieren, sich hinsetzen und schauen kann. Vielleicht auch für ein Picknick, bei dem die Beine im Neckar baumeln.“

Jemanden, der alle Beteiligten an einen Tisch holt

Und nicht zuletzt will Marion Heck dies: „Dass man wieder legal im Neckar baden kann.“ Sie weiß: „Das alles kostet Geld. Aber andere Städte – Lyon etwa – kriegen das auch hin. Warum soll das nicht auch in Stuttgart gehen? Die Stadt würde damit so viel gewinnen.“

Marion Heck weiß, wie leicht Ideen im Kleinklein versickern, wie schnell eine Vision verwässert, wenn dafür nicht Nägel mit Köpfen gemacht werden. Also schlägt sie vor: „Um den Neckar wieder zu einem echten Thema in Stuttgart zu machen, wäre ein Neckar-Manager oder eine -Managerin nötig. So wie es etwa einen Radbeauftragten gibt, sollte es jemanden geben, der sich nur um das Thema Neckar-Entwicklung kümmert.“ Es brauche jemanden, der einen Prozess der Bürgerbeteiligung koordiniere und alle Beteiligten an einen Tisch hole. Aus Hecks Sicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, so einen Prozess zu starten, damit sich in den kommenden Jahren wirklich etwas verändere. „Eine Riesenaufgabe. Aber anders bleiben Visionen nicht mehr als Visionen.“

Weshalb sie sich dafür einsetzt? „Weil wir in dieser von Autos, Stau und Stress beherrschten Stadt einen Ausgleich brauchen. Wasser beruhigt, entspannt und weitet den Blick. Der Fluss bietet Entschleunigung und Erholung für die gestresste Großstadtseele. Wenn er wirklich erlebbar ist. „Ich weiß aus vielen Gesprächen, wie groß das Bedürfnis danach ist.“ Was also ist Neckarfreude im Kern? Marion Heck muss nicht lange nachdenken: „Das, was uns gut tut.“