Im Ludwigsburger Kulturhaus MIK gastiert die Design-Ausstellung Focus Open 2017. Zu sehen gibts allerlei Kreatives, beispielsweise einen Grill, der gleichzeitig ein Hocker ist.

Ludwigsburg - Industrieprodukte sollten nicht nur praktisch und nützlich, sondern auch schön sein, findet der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer. Die von ihm am Freitag im Kulturhaus MIK eröffnete Ausstellung Focus Open liefert dafür viele Beispiele. Unter allen Einsendungen aus europäischen Ländern, aber auch aus China wurden 69 Preisträger im Rahmen einer Feier im Ludwigsburger Scala ausgezeichnet. „Für uns ist die Zusammenarbeit mit dem Team von Focus Open sehr inspirierend“, sagte der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec.

 

Um die vielen Inspirationen der Designer, die an diesem internationalen Wettbewerb teilgenommen haben, richtig bewerten zu können, waren die Objekte und Geräte in 18 Kategorien aufgeteilt worden. Darunter zum Beispiel Sanitär, Beleuchtung, Ambiente, Küche oder Nachhaltigkeit. In der Kategorie Lifestyle etwa hat die Jury den Focus Open in Gold an die Firma Botta-Design in Königstein vergeben. Und zwar für eine Armbanduhr, deren Zifferblatt 24 Stunden umfasst und nur einen Zeiger braucht. Doch nicht allein das hat die Preisrichter überzeugt, sondern vielmehr die Umsetzung: Dank einer Wölbung in der Form sei es gelungen, die Uhr „leicht und schwebend“ erscheinen zu lassen – trotz ihres relativ großen Durchmessers.

Wenn der Grill zum Hocker wird

Nun kann man sagen, bei einer Armbanduhr achtet der Käufer ohnehin immer auf die Optik, sprich das Design. Sehr viel anders sei das indes bei Alltagsgegenständen für das Esszimmer, das Bad oder den Haushalt allgemein. Gerade in diesen Bereichen aber leiste die Designbranche seit Jahrzehnten Überzeugungsarbeit, sagte Christiane Nicolaus, die Leiterin des Design-Centers Baden-Württemberg. Und zwar sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei der Industrie. Und der Erfolg gebe der Branche recht: Ein Studie von 2012 habe gezeigt, dass deutsche Firmen, die professionelle Designer engagiert haben, ihre Umsätze um 50 Prozent gesteigert haben.

Als ein Beispiel für ein gelungenes Zusammenspiel von Nutzen und Ästhetik ist aus Sicht der Chefin des Stuttgarter Design-Centers ein Zyklon-Staubsauger aus dem Hause Miele. Das Gerät verfügt über drei verschiedene Filterstufen, die nacheinander immer feinere Partikel aus der Luft entfernen – bis hin zu den allerkleinsten Allergenen. „Aber der Staubsauger überzeugt, weil er nicht aussieht wie ein Zyklon-Staubsauger üblicherweise aussieht“, sagte Nicolaus. Also nicht wie eine kleiner Kompressor, sondern wie ein Haushaltsgerät.

Wie im modernen Leben nimmt die Freizeitgestaltung auch im modernen Design viel Raum ein. Das Angebot reicht vom Sexspielzeugen bis zur idealen Barbecue-Ausstattung. Für Letzteres hat die Firma Inhaus aus dem bayerischen Unterthingau einen Würfel entwickelt, der in seiner Hauptfunktion als Grill dient. Daneben aber kann der Cube, sobald das Feuer aus ist, als kleines Lager für Holzscheite oder als schicker Sitzhocker verwendet werden.

Wohnzimmer im Freien

Für Gastronomen und Balkon- oder Gartenbesitzer bietet sich die Kissenkollektion Outdoor von der Alfred Apelt GmbH aus dem schwäbischen Oberkirch an. Der Clou daran: Die Kissen sind komplett witterungsbeständig und verströmen trotzdem nicht die Aura von vollsynthetischem Wegwerfprodukt. Die Jury war angetan davon, dass die Kissen sehr weich, wasserabweisend und dank in Jacquard-Weberei eingeflochtener, farblich aufeinander abgestimmter Muster „eine Wohnzimmeratmosphäre im Freien“ schaffen.

Dass sich Ludwigsburg aktuell an einer Aktion gegen Einweg-Kaffeebecher beteiligt, nahm Nicolaus zum Anlass, den Oberbürgermeister ausdrücklich auf die Vorteile von tragbaren Porzellanbechern der thüringischen Firma Kahla hinzuweisen. Die Becherwand ist mit geriffeltem Gummi überzogen und der Deckel kann jederzeit zur Untertasse umfunktioniert werden. Auch dafür gab es einen Focus Gold.